Angesichts der weitreichenden Trockenheit sieht der Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg den Schwarzwald in Gefahr. »Die Warnsignale stehen auf Rot«, sagte Ulrich Schraml der »Badischen Zeitung« (Freitag).
Bäume bekämen gerade durch aufeinanderfolgende Stressfaktoren Probleme, sagte der Fachmann. »Zuerst werden die Bäume durch die hohen Temperaturen oder die Trockenheit geschädigt. Dann folgen andere Organismen wie Pilze oder Insekten«, erläuterte Schraml. »Das schaukelt sich dann auf. Wenn wir jetzt schon wieder ein Trockenjahr bekämen, wäre das eine besondere Herausforderung.«
Gegen kürzere Hitzeperioden können sich Bäume durchaus wehren und werfen dann beispielsweise Blätter ab oder rollen diese ein, wie der FVA-Direktor erklärte. »Wir lernen gerade, dass Bäume sich auch mittelfristig schützen können. Sie haben quasi eine Art Gedächtnis«, sagte Schraml der Zeitung weiter. »Ein Baum, der einmal Stress wie eine Dürre erlebt hat, der reagiert unter Umständen im Folgejahr schneller darauf.« Das sei eine Art Anpassungsmechanismus. »Wenn aber die Extreme so schnell ansteigen, wie wir es in den vergangenen Jahren erlebt haben, dann sind die Bäume allein überfordert.«
Die FVA hatte für Freitag zur Feier ihres 150-jähriges Bestehens geladen - mit der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg und ihrem Institut für Forstwissenschaften als Partner, das vor zwei Jahren 100 Jahre alt geworden ist.
»Wie zwei Puzzlestücke passen FVA und forstliche Fakultät mit ihren jeweiligen Kompetenzen und Stärken zusammen und machen den forstlichen Forschungsstandort Freiburg zu einem Leuchtturm«, sagte Schraml laut Mitteilung. Tausende Absolventinnen und Absolventen von allen Kontinenten seien in den 100 Jahren ausgebildet worden, sagte der Dekan der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Prof. Heiner Schanz. »In Freiburg vermittelte Kompetenzen prägen die Erforschung, den Schutz und die Pflege von Wäldern weltweit.«
Die FVA ist als Forschungseinrichtung der Landesforstverwaltung für den Wald und die Forstwirtschaft in Baden-Württemberg zuständig. Bei ihrer Arbeit geht es unter anderem um die Forschung zu Klimafolgen, Biodiversität und Genetik sowie die digitale Transformation der Waldnutzung, also zum Beispiel um Datenerhebung und -verarbeitung.
Forstminister Peter Hauk (CDU) betonte laut Mitteilung die Bedeutung der langjährigen Datenreihen aus vielen systematischen Waldbeobachtungen. Diese schafften eine wichtige Grundlage für die Herausforderungen, denen sich Wälder, Waldbesitzerinnen und -besitzer sowie die Politik gegenübersehen. Die FVA unterhalte mehr als 1000 Versuchsflächen und erforsche mit ihren rund 360 Beschäftigten inzwischen alle Aspekte rund um den Wald – vom Boden über die Fauna und die Bäume bis hin zu den Menschen und deren Bedürfnissen.
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