Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Alexander Becker, sagte, die G9-Initiative habe die »hohe Hürde des Gesetzgebers für Volksanträge eindrucksvoll genommen und mit dem dreifachen Quorum weit übertroffen«. Ein paralleles Angebot von G8 und G9 könne einen »qualitativen Mehrwert« bieten. Der angestoßene Prozess sei eine Chance für die Schülerinnen und Schüler. »Wir wünschen uns, dass eine flächendeckende Wiedereinführung von G9 in ein schulpolitisches Gesamtkonzept eingebunden ist, denn es darf keine Verwerfungen in anderen Schularten geben.«
Der Philologenverband sprach von einem »Paukenschlag in der baden-württembergischen Bildungs- und Landespolitik«. SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei erklärte: »Über 100 000 Stimmen für G9 sind kein deutlicher Fingerzeig mehr, sondern ein lauter Aufschrei, dass die Eltern endlich eine Veränderung wollen.« Grün-Schwarz müsse sich endlich bewegen und zum nächsten Schuljahr G8/G9-Wahlfreiheit ermöglichen, forderte der Oppositionspolitiker.
Damit der Landtag den Gesetzentwurf der Initiative im Plenum beraten muss, mussten die Eltern innerhalb eines Jahres Unterschriften von 0,5 Prozent aller Wahlberechtigten sammeln. In Baden-Württemberg sind das rund 39 000 Unterschriften. Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. G9 gibt es nur noch als Modellprojekt. Ihre Initiative für eine Rückkehr zu G9 hatten die Eltern damit begründet, dass die Kinder wegen der verkürzten Schulzeit unter einem starken Leistungsdruck stünden und wenig Freizeit hätten. Die Landesregierung hatte sich Mitte Juni erstmals offen für eine Rückkehr zu G9 gezeigt und ein Bürgerforum beschlossen. Zufällig ausgewählte Bürger sollen der Politik am Ende Empfehlungen geben.
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