WERTHEIM/STADTPROZELTEN. Seit 30 Jahren paddelt Robert Grein mit dem Kanu von Baden-Württemberg über den Main zu seiner Arbeit in Bayern - egal ob Regen, Wind oder Schnee. »Mit dem Boot brauche ich etwa eine Viertelstunde ans andere Ufer«, sagte der 58-Jährige.
Mit dem Auto müsste der Lackierer aus Wertheim im Main-Tauber-Kreis sonst einen Umweg zu seiner Arbeit im unterfränkischen Stadtprozelten im Landkreis Miltenberg fahren. Auf die 30 Jahre hochgerechnet habe er eigenen Angaben nach etwa 300.000 Fahrtkilometer gespart - das wäre fast siebeneinhalb Mal um den Äquator.
Besonders genießt Grein die Ruhe auf dem Main, wenn er sich gegen 5.00 Uhr morgens zur Frühschicht aufmacht. »Je nach Jahreszeit ist es noch stockdunkel, oft liegt Nebel über dem Fluss - hier und da hört man Tiere«, erzählte er.
Einmal hätten Entenküken sein Kajak besetzt. »Die musste ich alle einzeln rausheben.« Über zwei Jahre sei regelmäßig ein Biber neben dem Kajak geschwommen und habe ihn begleitet. Schlechtes Wetter gibt es für Grein nicht. Nur, wenn der Main zugefroren ist, steige er aufs Auto um.
Highlights seien, wenn die Nachtigall singt oder die Sonne aufgeht und er auf die Henneburg, eine staufische Höhenburg am rechten Ufer des Mains, blickt. Am anderen Ufer angekommen, steigt Grein aufs Fahrrad und radelt die letzten Kilometer. Ins Wasser gefallen sei er bei seinem Arbeitsweg übrigens noch nie. (dpa)