Es kann den damals regierenden Kommunisten einfach nicht gefallen haben, dass rotes Licht im Verkehr immer und überall »Halt!« bedeutet. Schließlich wähnten sie sich ja als die Bannerträger der Fortschrittlichkeit. Vielleicht ist das der Grund, dass sie in ihrer Deutschen Demokratischen Republik 1978 den Grünpfeil einführten. Der erlaubt auch ein Fortkommen bei »Rot« - wenigstens wenn einem gerade kein anderer Automobilist, Radler oder Fußgänger quer kommt. Dass man bei Grünpfeilen nicht links, sondern nur rechts abbiegen darf, passte zwar nicht in die östliche Ideologie, verhinderte aber unschöne Effekte in den Unfallstatistiken.
Nach der Wiedervereinigung sollten die Grünpfeile auf dem Gebiet der dann ehemaligen DDR eigentlich abgeschafft werden. Aber erstens kamen die neuen Bundesbürger mit dem Abbauen nicht nach und zweitens formierte sich Widerstand in den neuen deutschen Ostländern. Kaum in der Freiheit des Westens angekommen, war den Sachsen und Preußen einfach nicht zu vermitteln, dass sie sich die Freiheit der freien Fahrt für freie Bürger nun nehmen lassen sollten. Stattdessen wurden bald auch im Westen massenhaft Grünpfeile an Ampelanlagen geschraubt, auf dass sich der Verkehr beschleunige.
Da aber hierzulande nicht nur vereinzelte Trabbis und Wartburgs vorbeizuckeln, sondern lauter flotte Flitzer mit gestressten Lenkern über die Kreuzungen huschen, haben sich die Grünpfeile nicht überall bewährt. Wo es ein paar Mal gekracht hat, werden sie nun nach und nach wieder abgeschraubt. (eks)
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