Hongkong (dpa) - Proteste und Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei haben Weihnachten in Hongkong überschattet.
Nach schweren Ausschreitungen an Heiligabend waren große Einkaufszentren der asiatischen Wirtschaftsmetropole an beiden Feiertagen das Ziel der Demonstranten. Die Polizei ging mit Tränengas, Schlagstöcken und Pfefferspray vor. Mehr als 100 Personen wurden über die Feiertage festgenommen. Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion verurteilte Gewalt und Vandalismus. Die Demonstranten hätten Weihnachten »ruiniert«, meinte Regierungschefin Carrie Lam.
Am Neujahrstag ist ein neuer Protestmarsch geplant, zu dem die Civil Human Rights Front aufgerufen hat. Die Gruppe hatte in den vergangenen Monaten die größten Demonstrationen mit Hunderttausenden Teilnehmern organisiert. Voraussetzung ist aber, dass die Polizei den Marsch auch erlaubt. Seit Sommer dauern die Demonstrationen in der früheren britischen Kronkolonie schon an. Die Proteste waren jüngst etwas abgeflaut, flammten seit Heiligabend aber wieder auf.
Bei den Ausschreitungen am Dienstag hätten Unruhestifter Straßen blockiert, Geschäfte beschädigt, Brände gelegt und Polizeibeamte angegriffen, berichtete die Polizei. Die soziale Ordnung sei »ernsthaft gestört« worden. Erstmals in diesem Monat setzte die Polizei wieder Tränengas ein. Trotz Aufforderungen der Einsatzkräfte hatten sich die Menschenmengen nicht aufgelöst. Gegen Mitternacht wünschten die Demonstranten der Polizei lautstark »Frohe Weihnachten«, ehe kurz darauf Brandsätze geworfen wurden.
Auch wurde an einem Eingang zur U-Bahnstation Mong Kok Feuer gelegt. Mehrere U-Bahnhöfe mussten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Die Polizei berichtete, es seien auch Brandsätze auf die Polizeistation Mong Kok geworfen worden. Für Öffentlichkeit und Polizisten habe eine ernste Gefahr bestanden. Auf der großen Verkehrsader Nathan Road seien Straßensperren errichtet und beliebige Gegenstände in Brand gesetzt worden.
An beiden Weihnachtstagen wurden die Proteste mit Störaktionen in großen Einkaufszentren fortgesetzt. Läden oder Restaurant mit geschäftlichen Beziehungen zur Volksrepublik China waren häufig Ziel der Demonstranten. Auch am Donnerstag zogen maskierte und schwarz gekleidete Demonstranten singenden oder skandierend durch Shopping-Zentren wie etwa in Tai Po und Mong Kok. Es kam zu Zwischenfällen, als die Polizei versuchte, Festnahmen zu machen. Viele Geschäfte ließen schnell die Gitter runter.
Die Demonstrationen in Hongkong waren vor einem halben Jahr ursprünglich aus Ärger über ein geplantes Gesetz für Auslieferungen von Verdächtigen an China entbrannt. Danach entwickelte sich der Protest zu einer breiteren Bewegung gegen die Hongkonger Regierung und den zunehmenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz »ein Land, zwei Systeme« autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen - anders als die Menschen in der Volksrepublik - viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Sie fürchten aber zunehmend um ihre Freiheiten. Auch fordern sie echte Demokratie, wie es ihnen beim Souveränitätswechsel in Aussicht gestellt worden war.