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»Wir sind nicht alleine«: Taiwans Präsidentin Tsai dankt USA

China fühlt sich durch das Treffen der taiwanischen Präsidentin Tsai mit einem hochrangigen US-Politiker provoziert. Die Spannungen machen sich auch in taiwanesischen Gewässern bemerkbar.

Ing-wen und McCarthy
Shakehands zwischen Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und Kevin McCarthy, dem Sprecher des US-Repräsentantenhauses. Foto: Ringo H.W. Chiu
Shakehands zwischen Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und Kevin McCarthy, dem Sprecher des US-Repräsentantenhauses.
Foto: Ringo H.W. Chiu

Bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hat sich Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen für die fortwährende Unterstützung der USA für ihr Land bedankt. Diese Unterstützung versichere dem Volk Taiwans, »dass wir nicht isoliert sind und dass wir nicht alleine sind«, sagte Tsai nach dem Treffen. »Wir befinden uns wieder einmal in einer Welt, in der die Demokratie bedroht ist«, sagte Tsai mit Blick auf die Spannungen mit China.

Sie dankte Abgeordneten beider Parteien dafür, Taiwans Möglichkeiten der Selbstverteidigung zu stärken. McCarthy sagte, er glaube, die Verbindung zwischen den USA und Taiwan sei heute stärker als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seines Lebens.

China reagierte verärgert und kündigte Gegenmaßnahmen an. »Als Reaktion auf das ungeheuerliche Fehlverhalten der USA und Taiwans wird China starke und entschlossene Maßnahmen ergreifen, um unsere Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen«, hieß es in einer Erklärung des Pekinger Außenministeriums. Nach Angaben des taiwanischen Verteidigungsministeriums durchquerte bereits am Mittwoch kurz vor dem Treffen in den USA ein chinesischer Flugzeugträger-Verband Gewässer im Südosten der Inselrepublik. Ebenfalls am Mittwoch kündigte China Patrouillen und Inspektionen von Schiffen im nordöstlichen Teil der Taiwanstraße an.

China wertet Treffen als Provokation

Das Treffen fand bei einem Zwischenstopp Tsais auf dem Rückweg von ihrer Mittelamerika-Reise in der Stadt Simi Valley in Kalifornien statt und war nicht als offizieller Besuch deklariert. Wie die meisten Länder der Welt erkennen auch die USA Taiwan nicht offiziell als souveränen Staat an, um nicht gegen die von Peking festgesetzte »Ein-China-Politik« zu verstoßen. Die Volksrepublik China besteht darauf, dass es nur einen chinesischen Staat geben könne, dessen einzig legitime Regierung in Peking sei.

Der Republikaner McCarthy ist in der staatlichen Rangfolge der USA die Nummer drei nach dem Präsidenten und dessen Stellvertreterin. Ein ranghohes Treffen zwischen Vertretern der USA und Taiwans wertet China als Provokation. Auf einen Besuch von McCarthys Vorgängerin, der Demokratin Nancy Pelosi, in Taiwan im vergangenen August hatte die chinesische Führung mit einem mehrtägigen Militärmanöver reagiert. Bisher sehe man als Reaktion auf Tsais aktuellen Besuch keine erhöhte Militäraktivität Chinas rund um Taiwan, sagte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums am Mittwoch.

USA unterstützen Taiwan seit langem mit Waffen

US-Außenminister Antony Blinken hatte China vor dem Treffen aufgefordert, die Spannungen zwischen den beiden Ländern nicht weiter anzuheizen. »Das heißt im Klartext, dass Peking den Transit nicht als Vorwand für Maßnahmen zur Verschärfung der Spannungen (...) nutzen sollte«, sagte Blinken am Mittwoch in Brüssel. Durchreisen von hochrangigen taiwanischen Politikerinnen und Politikern seien nichts Neues. »Sie sind privat, sie sind inoffiziell.« Das gelte auch für entsprechende Treffen.

Die Vereinigten Staaten unterstützen Taiwan seit langem unter anderem mit Waffen. Erst Anfang März hatte die US-Regierung einen geplanten Verkauf von Rüstungsgütern an Taiwan im Umfang von 619 Millionen US-Dollar (rund 566 Millionen Euro) genehmigt. Bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1979 zu China verpflichteten sich die USA mit einem eigenen Gesetz, für Taiwans Verteidigung zu sorgen.

Die Unterstützung Taiwans trägt weiter zu den ohnehin schon hohen Spannungen zwischen China und den USA bei. Im Februar hatte das Eindringen eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons in den US-Luftraum für Zerwürfnisse gesorgt. Der Ballon wurde einige Tage später vom US-Militär abgeschossen.

Um Chinas Machtstreben und der wachsenden militärischen Stärke des ostasiatischen Landes zu begegnen, bauen die USA auch die Präsenz ihrer Streitkräfte im Indopazifik aus. So soll unter anderem in Japan eine Art schnelle Eingreiftruppe entstehen.

© dpa-infocom, dpa:230406-99-227069/5