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US-Regierung sieht Momentum für ukrainisches Militär

Die Rückeroberung ukrainischer Gebiete sei Antony Blinken zufolge vor allem dem Mut des ukrainischen Volkes zu verdanken. Bei der allgemeinen Einschätzung gibt sich der US-Außenminister aber vorsichtig.

Antony Blinken
US-Außenminister Antony Blinken lobt die Fortschritte der ukrainischen Armee. Foto: Olivier Matthys
US-Außenminister Antony Blinken lobt die Fortschritte der ukrainischen Armee.
Foto: Olivier Matthys

US-Außenminister Antony Blinken hat der Ukraine bedeutende Fortschritte in der militärischen Offensive gegen russische Truppen bescheinigt.

»Wir haben eindeutig bedeutende Fortschritte bei den Ukrainern gesehen, insbesondere im Nordosten«, sagte Blinken bei einer Pressekonferenz in Mexiko. Der Erfolg sei einerseits der Unterstützung der USA und vieler anderer Länder zu verdanken, etwa durch bereitgestellte Ausrüstung. Vor allem aber sei er »ein Produkt des außerordentlichen Mutes und der Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte und des ukrainischen Volkes«.

Kirby: Selenskyj Entscheidung überlassen

»Ich denke, was Sie sehen, ist sicherlich eine Verschiebung, ein Momentum der ukrainischen Streitkräfte, insbesondere im Norden«, sagte auch der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington. Er wolle es aber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj überlassen, zu entscheiden, ob tatsächlich ein Wendepunkt erreicht sei.

»Ich möchte nicht für das ausländische Militär sprechen, aber ich meine, im Norden haben wir gesehen, wie die Russen ihre Verteidigungspositionen evakuiert und sich zurückgezogen haben«, so Kirby weiter. Die Russen hätten ihre Kampfpositionen verlassen und ihre Vorräte zurückgelassen. »Sie nennen es eine Neupositionierung, aber es ist sicher, dass sie sich angesichts der ukrainischen Streitkräfte, die eindeutig in der Offensive sind, zurückgezogen haben.« Kirby betonte gleichzeitig, dass Russland weiterhin große militärische Fähigkeiten habe.

Teilabzug russischer Truppen

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Russlands Verteidigungsministerium am Wochenende mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn den Abzug eigener Truppen aus der Region Charkiw im Nordosten bekanntgegeben. Nach Angaben Kiews zogen sich russische Truppen auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurück. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht.

Es sei noch zu früh, um zu sagen, wie sich die Lage weiterentwickeln werde, fügte Blinken hinzu. »Die Russen haben in der Ukraine weiter sehr umfangreiche Streitkräfte sowie Ausrüstung, Waffen und Munition.« Sie setzten diese auch gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur ein. »Aber ich denke, es ist ermutigend, die Fortschritte zu sehen, die die Ukraine gemacht hat.« Das Vorgehen der Ukraine sei systematisch geplant gewesen und habe ein konkretes Ziel verfolgt: »Das Land zurückzuerobern, das durch die russische Aggression besetzt wurde.«

Das Verhalten Russlands habe auch steigende Energie- und Lebensmittelpreise verursacht und so zu Problemen in der ganzen Welt geführt, sagte Blinken. »Russland hat diese Aggression begangen. Ich denke, angesichts des Preises, den es dafür zahlt, kann und sollte es damit aufhören.«

© dpa-infocom, dpa:220913-99-739067/5