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US-Präsident Biden mit Coronavirus infiziert

Mehr als zwei Jahre lang schaffte es Biden gesundheitlich unbeschadet durch die Pandemie, inklusive Präsidentschaftswahlkampf. Nun hat es den mächtigsten Mann der Welt erwischt.

Joe Biden
"Sehr milde Symptome"": Ende März erhielt Joe Biden vor laufenden Kameras eine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus. Foto: Patrick Semansky
"Sehr milde Symptome"": Ende März erhielt Joe Biden vor laufenden Kameras eine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus.
Foto: Patrick Semansky

US-Präsident Joe Biden hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der 79-Jährige sei (Ortszeit) positiv getestet worden, teilte das Weiße Haus in Washington mit.

Er habe »sehr milde Symptome« und habe mit der Einnahme des Covid-19-Medikaments Paxlovid begonnen. »Es geht mir gut. Ich erledige eine Menge Arbeit und werde sie auch weiterhin erledigen«, sagte Biden in einem auf seinem Twitter-Account veröffentlichten Video von der Terrasse des Weißen Hauses.

Biden hatte am Mittwoch noch den Bundesstaat Massachusetts besucht. In der Mitteilung von Biden-Sprecherin Karine Jean-Pierre hieß es, alle engen Kontaktpersonen des Präsidenten würden informiert, einschließlich der Delegationsmitglieder bei der Reise. Biden sei zuletzt am Dienstag negativ auf das Coronavirus getestet worden. Biden werde in Isolation arbeiten, bis er wieder negativ getestet werde. Aus Gründen der Transparenz werde das Weiße Haus täglich über den Gesundheitszustand des Präsidenten berichten.

Biden gehört wegen seines hohen Alters zu den Risikogruppen

Nach Angaben des Weißen Hauses ist der US-Demokrat vollständig gegen das Virus geimpft und hat zwei Auffrischungsimpfungen erhalten. Zuletzt hatte es in seiner Regierung und seinem Umfeld jedoch eine Fülle von Corona-Infektionen gegeben - ebenfalls bei Geimpften.

Biden gehört wegen seines hohen Alters zu den Risikogruppen. Sollte der Präsident wegen der Infektion zu irgendeinem Zeitpunkt seine Amtsgeschäfte nicht ausüben können oder gar sterben, müsste Vizepräsidentin Kamala Harris einspringen. Die 57-Jährige war im April ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sollte auch Harris das Amt nicht ausüben können, wäre an dritter Stelle der Rangfolge die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Auch die 82-Jährige war im April positiv getestet worden.

Aus dem Weißen Haus hieß es am Donnerstag, der Test von Harris sei negativ ausgefallen. Harris sei zuletzt am Dienstag mit Biden zusammengewesen. Die Vizepräsidentin werde auf Anraten des medizinischen Teams des Weißen Hauses eine Maske tragen. Harris sagte in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina, sie habe mit dem Präsidenten gesprochen. »Er ist guter Dinge, es geht ihm gut.« Er arbeite von zu Hause aus.

In einem Schreiben von Präsidentenarzt Kevin O'Connor hieß es, bei Biden seien ein Antigen- und ein PCR-Test positiv ausgefallen. Biden habe als Symptome angegeben, dass seine Nase laufe, er müde sei und gelegentlich einen trockenen Husten aufweise. Als Arzt habe er daher Paxlovid verschrieben. Die frühe Einnahme des Medikaments schütze zusätzlich zu den Impfungen vor einem schweren Krankheitsverlauf.

Auch Ex-Präsident Trump infizierte sich mit Corona

Biden ist nicht der erste US-Präsident, der sich infiziert hat: 2020 hatte sich der damalige Amtsinhaber Donald Trump mit dem Virus angesteckt - weniger als fünf Wochen vor der Präsidentenwahl, aus der Biden als Gewinner hervorging. Trump steckte sich zu einem Zeitpunkt an, als noch keine Impfstoffe verfügbar waren. Er musste sich damals zeitweise im Walter-Reed-Militärkrankenhaus behandeln lassen. Auch danach verharmloste er die Gefahr durch das Virus aber weiterhin.

First Lady Jill Biden sagte bei einem Besuch in Detroit, sie habe wenige Minuten zuvor mit ihrem Ehemann gesprochen. »Es geht ihm gut.« Sie selber sei am Donnerstagmorgen negativ getestet worden. Die 71 Jahre alte First Lady trug vor den Kameras eine Maske.

Biden wollte am Donnerstagmittag eigentlich nach Wilkes-Barr im US-Bundesstaat Pennsylvania reisen. Dort wollte er eine Ansprache zur verbreiteten Waffengewalt in den USA halten. Nach den jüngsten Amokläufen in den USA hatte Biden im vergangenen Monaten ein schärferes Gesetz gegen Schusswaffengewalt in Kraft gesetzt, das auf einem Kompromiss zwischen seinen Demokraten und den Republikanern im Kongress beruht. Nach Ansicht von Kritikern geht es längst nicht weit genug. Schärfere Regelungen scheitern immer wieder am Widerstand der Republikaner im Kongress und an der mächtigen Waffenlobby NRA.

In den vergangenen Monaten war es zu zahlreichen Corona-Fällen in der Polit-Prominenz der US-Hauptstadt Washington gekommen. So testeten nach einer Abendveranstaltung Anfang April mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer positiv auf das Virus, wie US-Medien damals unter Berufung auf die Veranstalter berichteten. Darunter waren Justizminister Merrick Garland, Handelsministerin Gina Raimondo, mehrere Kongressabgeordnete sowie der Kommunikationsdirektor von Vizepräsidentin Kamala Harris und andere Mitarbeiter des Weißen Hauses.

Auch andere Staats- und Regierungschefs auf der Welt hat es bereits erwischt: unter anderen den britischen Premier Boris Johnson, den kanadischen Premier Justin Trudeau, Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel. Johnson musste zeitweise auf einer Intensivstation behandelt werden.

In den USA hat die Zahl der Einweisungen in Krankenhäuser wegen einer Covid-Infektion in den vergangenen Wochen wieder zugenommen, sie ist allerdings weiterhin deutlich unter dem Höchststand vom Januar. In dem Land mit seinen gut 330 Millionen Einwohnern liegt die Zahl der nach einer Infektion verstorbenen Patienten bei rund 350 pro Tag. Die Totenzahl ist in den vergangenen Wochen relativ konstant geblieben. In den USA dominiert inzwischen die Omikron-Sublinie BA.5.

© dpa-infocom, dpa:220721-99-107730/9