Washington/Kabul (dpa) - In Afghanistan ist ein US-Militärflugzeug abgestürzt. Die Ursache werde ermittelt, es gebe aber keine Hinweise darauf, dass der Absturz der Maschine durch »gegnerisches Feuer« verursacht wurde, sagte der Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan, Oberst Sonny Leggett.
Über den Verbleib der Crew wurde zunächst nichts bekannt. Mehrere Stunden nach dem Absturz am Montagmittag (Ortszeit) in der Provinz Gasni hatten die militant-islamistischen Taliban angegeben, sie hätten das Flugzeug abgeschossen.
Nach dem Absturz der Maschine war die Situation zunächst völlig unübersichtlich. Lokale Behördenvertreter der Provinz Gasni südwestlich von Kabul hatten erklärt, kurz nach 13.00 Uhr (Ortszeit) sei eine Passagiermaschine abgestürzt. Lokale Medien berichteten, es handele sich um ein Flugzeug der staatlichen Fluglinie Ariana Airlines. Ariana Airlines dementierte allerdings umgehend. Weder die zivile Luftfahrtbehörde noch das afghanische Transportministerium wollten den Absturz eines Passagierfliegers bestätigen.
Lokalen Behördenvertretern zufolge war die Maschine über einem Gebiet abgestürzt, das die Taliban kontrollieren. Mehrere Stunden nach dem Absturz teilten die Extremisten mit, sie hätten die Maschine abgeschossen. Es habe sich um ein US-Spionageflugzeug gehandelt, erklärten die Taliban am Montagabend (Ortszeit).
Das Flugzeug habe Geheimdienstinformationen in Gasni gesammelt und sei im Bezirk Deh Jak zum Absturz gebracht worden. Die gesamte Crew sei dabei ums Leben gekommen, erklärten die Taliban. Das Wrack und die Leichen lägen weiter an der Unfallstelle, schrieb Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid auf Twitter. Die Angaben der Islamisten können nicht unabhängig verifiziert werden.
Nach dem Auftauchen von Videos verdichteten sich die Hinweise, dass es sich um ein Flugzeug des US-Militärs handeln könnte. Später bestätigten die US-Streitkräfte, es habe sich um eine Maschine vom Typ E-11A gehandelt. Lokale Behördenvertreter sagten, es hätten widrige Wetterverhältnisse geherrscht.
In der Vergangenheit haben die Taliban immer wieder Abstürze von Militärflugzeugen oder Hubschraubern des US-Militärs oder der afghanischen Armee für sich reklamiert. Gleichzeitig sind das US-Militär und auch das afghanische Verteidigungsministerium zurückhaltend bei der Bestätigung von Abschüssen. Sie sprechen zumeist von technischen Problemen der Fluggeräte.
Die USA und die Taliban führen derzeit Gespräche über eine politische Lösung des mehr als 18 Jahre dauernden Konflikts. Ein Taliban-Sprecher hatte zuletzt die Hoffnung ausgedrückt, dass es bis Ende Januar eine Einigung geben könnte. Ein Erfolg könnte den Abzug von Truppen ermöglichen und den Weg für innerafghanische Friedensgespräche ebnen. US-Präsident Donald Trump hatte bereits im September kurz vor einer kolportierten Einigung die Gespräche abgebrochen, nachdem ein US-Soldat bei einem Anschlag in der Hauptstadt Kabul ums Leben gekommen war. Im Dezember waren sie wieder aufgenommen worden.
Trump verfolgt seit langem das Ziel, die Truppenzahl in dem Land zu senken. Als er Ende November Soldaten dort besuchte, bekräftigte er, die derzeitige Truppenstärke von zwischen 12 000 und 13 000 auf etwa 8600 reduzieren zu wollen.