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UN: Armut mit Geld für Betroffene lindern

Die Auswirkungen von Krieg und Corona treiben immer mehr Menschen in die Armut. Das UN-Entwicklungsprogramm sagt nun, dass direkte Geldtransfers an Betroffene besser wirken als pauschale Subventionen.

Hunger
Gezielte finanzielle Unterstützung würde den 40 Prozent der Ärmsten zu Gute kommen. Foto: Felipe Nyland
Gezielte finanzielle Unterstützung würde den 40 Prozent der Ärmsten zu Gute kommen.
Foto: Felipe Nyland

Durch die Explosion der Nahrungsmittel- und Energiepreise sind nach Angaben der Vereinten Nationen in nur drei Monaten weltweit 71 Millionen Menschen zusätzlich in Armut gerutscht.

Sie müssen mit weniger als knapp vier Euro pro Tag und Person auskommen. Hilfe nach dem Gießkannenprinzip - durch Steuersenkungen oder pauschale Energiesubventionen - seien weniger effektiv als Direktzahlungen an die am stärksten Betroffenen, um Menschen vor Armut zu bewahren, berichtete das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP).

»Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass gezielte Geldtransfers gerechter und kosteneffizienter sind als pauschale Subventionen«, teilte das UNDP mit. Zu pauschalen Subventionen zählt etwa eine vorübergehende Senkung der Energiesteuer zur Verbilligung des Benzins wie in Deutschland. Das helfe zwar kurzfristig, verschlimmere aber die Ungleichheit und verschärfe bei Energiesubventionen langfristig auch die Klimakrise, weil Menschen, die es sich leisten könnten, bei billigeren Benzinpreisen mehr Auto führen. Nach Angaben des UNDP profitieren von Energiesubventionen vor allem die reichsten 20 Prozent einer Bevölkerung. Gezielte finanzielle Unterstützung würde dagegen vor allem den 40 Prozent der Ärmsten zu Gute kommen.

Ursachen für steigende Armut

Ursachen der derzeitigen Krise sind nach UNDP-Angaben unter anderem die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der russische Krieg gegen die Ukraine und die russische Blockade ukrainischer Häfen, über die kein Getreide exportiert werden kann. Stark betroffen sind etwa die ärmsten Haushalte in Ländern im westlichen Balkan, am Kaspischen Meer und südlich der Sahara.

Mit dem Anstieg der Zinsen infolge der Inflation laufen nach UNDP-Angaben Dutzende Entwicklungsländer Gefahr, zahlungsunfähig zu werden. Wenn sie keine Nahrungsmittel- oder Energieimporte mehr bezahlen könnten, drohten Unruhen, wie die Situation in Sri Lanka jüngst gezeigt habe, sagte UNDP-Chef Achim Steiner. Das UNDP fordert, das die Zinszahlungen der Entwicklungsländer auf Staatsschulden für zwei Jahre ausgesetzt werden.

© dpa-infocom, dpa:220707-99-936484/4