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Ukraine will Fluchtwege vor möglichen Großangriff einrichten

In der Ostukraine sollen sich Zivilisten über neue Fluchtkorridore vor einer möglichen russischen Offensive in Sicherheit bringen können. London rechnet derweil mit weiteren schweren Attacken auf die zivile Infrastruktur.

Flucht
Menschen aus den Regionen Donezk und Luhansk, die von den Separatistenregierungen in der Ostukraine kontrolliert werden, fliehen am 2. April nach Nischni Nowgorod. Foto: Uncredited
Menschen aus den Regionen Donezk und Luhansk, die von den Separatistenregierungen in der Ostukraine kontrolliert werden, fliehen am 2. April nach Nischni Nowgorod.
Foto: Uncredited

Vor dem befürchteten russischen Großangriff in der Ostukraine sind in den umkämpften Regionen Luhansk und Donezk nach Angaben der Regierung in Kiew neun Fluchtkorridore eingerichtet worden.

Eine Fluchtmöglichkeit gebe es für Privatfahrzeuge aus der besonders hart umkämpften Hafenstadt Mariupol im Gebiet Donezk in Richtung der Stadt Saporischschja, teilte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Donnerstag mit.

Acht weitere Korridore seien in der Region Luhansk eingerichtet worden - mit vorläufigem Ziel Bachmut. Sie könnten aber nur funktionieren, wenn der Beschuss von russischer Seite eingestellt werde, sagte Wereschtschuk. Zudem solle ein Evakuierungszug aus Pokrowsk über Kiew nach Tschop im Südwesten der Ukraine fahren, hieß es in der Hauptstadt.

Die ukrainische und die russische Seite werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung der Ortschaften sowie die Flucht von Zivilisten über die Korridore zu sabotieren. Die Routen werden jeden Tag neu angekündigt. Am Mittwoch hatte es keine gegeben.

In den Tagen davor waren immer wieder Fluchtkorridore für die Zivilbevölkerung in umkämpften Städten im Osten der Ukraine eingerichtet worden. Viele Tausend Menschen konnten nach ukrainischen Angaben so bereits flüchten. Russland hatte zuletzt erklärt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert bereits seit dem 24. Februar.

London: Städtische Zentren werden wieder angegriffen werden

Großbritannien erwartet derweil angesichts der wahrscheinlichen russischen Offensive in der Ostukraine weitere schwere Attacken auf die zivile Infrastruktur der Region. »Städtische Zentren waren während des gesamten Konflikts wiederholt rücksichtslosen russischen Angriffen ausgesetzt«, erklärte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag. »Die Städte Kramatorsk und Kostjantyniwka werden wahrscheinlich russische Ziele für ähnliche Gewalttaten sein.«

Kramatorsk ist ein regionales Zentrum für die Evakuierung von Kriegsflüchtlingen. Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der Stadt wurden am Freitag mehr als 50 Menschen getötet. Kostjantyniwka liegt südlich von Kramatorsk.

Weiter hieß es, der russische Präsident Wladimir Putin habe deutlich gemacht, dass sein Interesse dem Donbass in der Ostukraine gelte. In Vorbereitung einer neuen Offensive greife Russland die ukrainischen Streitkräfte dort an. Das Verteidigungsministerium in London macht regelmäßig Geheimdienstinformationen öffentlich.

»Die Kombination aus großflächigen Raketen- und Artillerieangriffen sowie Bemühungen, die Kräfte für eine Offensive zu konzentrieren, stellt eine Rückkehr zur traditionellen russischen Militärdoktrin dar.« Allerdings seien dafür enorme Verstärkungen nötig. »Die fortgesetzte Verteidigung von Mariupol durch die Ukraine bindet derzeit eine beträchtliche Anzahl russischer Truppen und Ausrüstung.«

© dpa-infocom, dpa:220414-99-915836/4