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Tote und Verletzte bei Anschlägen bei Wahl in Kolumbien

Sechs Jahre nach Ende des Bürgerkriegs wählt Kolumbien ein Parlament, in dem auch die Opfer des Konflikts eine Stimme bekommen sollen. Die Wahl gilt auch als Stimmungstest für die Präsidentenwahl im Mai.

Polizist bei Präsidentschaftswahl in Kolumbien
Ein Polizist in Kolumbiens Haupstadt Bogotá beobachtet das Geschehen in einem Wahllokal. Foto: Ivan Valencia
Ein Polizist in Kolumbiens Haupstadt Bogotá beobachtet das Geschehen in einem Wahllokal.
Foto: Ivan Valencia

Am Tag der Parlamentswahl in Kolumbien sind mindestens zwei Soldaten bei Bombenanschlägen um Leben gekommen. Die beiden Männer seien bei Explosion in den Departements Caquetá und Meta getötet worden, teilten die Streitkräfte mit.

Zwei weitere Soldaten wurden bei den Anschlägen verletzt. Wer hinter den Angriffen steckte, war zunächst unklar. In dem südamerikanischen Land sind Guerillagruppen, Paramilitärs und kriminelle Banden aktiv. Insgesamt waren am Sonntag 73.000 Soldaten in Kolumbien im Einsatz, um Wähler und Kandidaten zu schützen.

Stimmungstest für die Präsidentenwahl

Insgesamt wurden bei der Wahl 188 Sitze im Abgeordnetenhaus und 108 Mandate im Senat neu vergeben - einige waren für bestimmte Gruppen und Minderheiten reserviert. Sechs Jahre nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der linken Guerillaorganisation Farc sollten in dem südamerikanischen Land nun auch die Opfer des jahrzehntelangen Bürgerkriegs eine Vertretung im Kongress erhalten. Bei der Abstimmung waren 16 Sitze im Abgeordnetenhaus für sie vorgesehen. Die früheren Mitglieder der Farc-Rebellen haben bereits seit 2018 garantierte Mandate im Parlament.

Die Wahl am Sonntag galt auch als Stimmungstest für die Präsidentenwahl in dem südamerikanischen Land am 29. Mai. Ersten Ergebnissen zufolge positionierte sich das linke Wahlbündnis Pacto Histórico im Abgeordnetenhaus und im Senat als stärkste Kraft vor der Konservativen und der Liberalen Partei.

220.000 Tote, Millionen Vertriebene

Bei den innerparteilichen Nominierungen setzte sich der Ex-Guerillero und frühere Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá, Gustavo Petro, als Kandidat des Pacto Histórico durch. Die ehemalige Farc-Geisel Ingrid Betancourt schrieb sich bereits vor wenigen Tagen 20 Jahre nach ihrer Entführung offiziell wieder als Kandidatin für die Grüne Partei ein. Der derzeitige Staatschef Iván Duque darf nicht mehr antreten, weil die Verfassung eine Wiederwahl nicht vorsieht.

Kolumbien litt über 50 Jahre unter einem blutigen Bürgerkrieg mit rund 220.000 Toten und Millionen Vertriebenen. Nachdem die größte Guerillaorganisation Farc nach einem Friedensvertrag mit der Regierung 2016 offiziell die Waffen niederlegte, hat sich die Sicherheitslage zwar verbessert, allerdings werden immer noch große Teile des Landes von kriminellen Gruppen kontrolliert. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Instituts für Entwicklung und Frieden (Indepaz) 152 soziale Anführer und Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien getötet.

© dpa-infocom, dpa:220314-99-509084/4