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Sunak ist Favorit für den britischen Premier-Posten

Nach einer Kehrtwende von Ex-Premier Boris Johnson deutet alles auf Rishi Sunak als nächsten britischen Regierungschef hin. Doch seine verbleibende Rivalin Penny Mordaunt will noch nicht aufgeben.

Rishi Sunak
Rishi Sunak könnte der neue britische Premierminister werden. Foto: David Cliff
Rishi Sunak könnte der neue britische Premierminister werden.
Foto: David Cliff

Im Rennen um die Nachfolge der scheidenden britischen Premierministerin Liz Truss zeichnet sich Ex-Finanzminister Rishi Sunak als klarer Favorit ab.

Sunak baute seinen Vorsprung aus. Mehr als 178 Abgeordnete seiner Konservativen Partei - und damit mehr als die Hälfte der Fraktion - sprachen sich öffentlich für den früheren Finanzminister aus, wie der Sender Sky News am Montag in London berichtete. Damit steigt der Druck auf die einzige andere Kandidatin Penny Mordaunt, sich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen. Das lehnt die Ministerin für Parlamentsfragen aber bisher ab.

Mordaunt war am Montagvormittag den öffentlichen Zählungen zufolge noch weit von der notwendigen Zahl von mindestens 100 Unterstützern entfernt.

Sollte Mordaunt die 100 Unterstützer tatsächlich noch sammeln, würde zunächst die Fraktion zwischen den beiden Kandidaten abstimmen. Wollen danach beide Finalisten weiter im Rennen bleiben, hätte die Parteibasis in einer kurzfristigen Online-Abstimmung das Wort. Bis spätestens Freitag soll der neue Premier feststehen. Erreicht jedoch nur Sunak den nötigen Rückhalt, stünde er bereits am Montagnachmittag als Premier fest. Als Sohn indischer Einwanderer wäre der in Southampton geborene Sunak der erste britische Regierungschef, der einer ethnischen Minderheit in Großbritannien angehört.

Die Tory-Partei sucht bereits nach nur knapp zwei Monaten erneut nach einer neuen Führung. Die scheidende Premierministerin Liz Truss scheidet nach sechs beispiellos chaotischen Wochen auf Druck ihrer Partei aus dem Amt. Ihr Vorgänger Boris Johnson brachte sich schnell für ein Comeback ins Gespräch, zog sich jedoch am Sonntagabend überraschend doch zurück. Bis Montagnachmittag (15.00 Uhr MESZ) können Kandidaten ins Rennen gehen. In Frage kommt jedoch nur, wer den Rückhalt von mindestens 100 der 357 Tory-Abgeordneten erhält.

Sunak hatte vor Finanzchaos gewarnt

Innenminister Grant Shapps, der zu Sunaks Unterstützern gehört, betonte am Montagmorgen im Sky-News-Interview, der Favorit sei zwar entspannt, sei aber nicht der Meinung, dass er den Sieg schon »in der Tasche« habe. Sunak kann sich als Kandidat inszenieren, der in der Lage ist, die Partei zu vereinen. Am Wochenende stellten sich auch Handelsministerin Kemi Badenoch und Ex-Innenministerin Suella Braverman vom rechten Rand der Partei hinter ihn. Zugute kommt dem 42-Jährigen, dass er im vergangenen Wahlkampf um die Parteiführung vor exakt jenem Finanzchaos gewarnt hatte, das Truss in ihrer kurzen Amtszeit mit ihrer Wirtschaftspolitik anrichtete.

Nach dem überraschenden Rückzug Johnsons sind zudem mehrere prominente Anhänger der Operation »Bring Back Boris« (Bringt Boris zurück) ins Sunak-Lager gewechselt. Außenminister James Cleverly schrieb auf Twitter, Sunak habe die größte Erfahrung und könne auf seine Unterstützung zählen.

Auch Ex-Innenministerin Priti Patel und Kabinettsmitglied Nadhim Zahawi sprachen sich für Sunak aus.

Johnson selbst hatte sich am Sonntagabend geschlagen gegeben, nachdem über das Wochenende die Spekulationen über ein Comeback hoch hergingen. Dieses hätte das Potenzial gehabt, die tief gespaltenen Konservativen noch tiefer ins Chaos zu stürzen: Mehrere Abgeordnete hatten für diesen Fall gedroht, Johnson die Gefolgschaft als Premier zu verweigern oder gar die Partei zu verlassen. Über dem Skandalpolitiker schwebt noch immer eine Untersuchung, ob er in der »Partygate«-Affäre das Parlament belogen hat - was als politisches K.-o.-Kriterium gelten würde.

© dpa-infocom, dpa:221024-99-239713/5