Logo
Aktuell Inland

Steinmeier regt Gedenkfeier für Corona-Opfer an

Viele Menschen starben einsam, als im Frühjahr im Kampf gegen das Coronavirus Besuchsverbote für Kliniken und Pflegeheime erlassen wurden. Der Bundespräsident will den Hinterbliebenen in ihrer Trauer helfen. In der Krise sieht er »Licht am Ende des Tunnels«.

Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: »Es gibt Licht am Ende des Tunnels - allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist.«. Foto: Barbara Gindl/APA/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: »Es gibt Licht am Ende des Tunnels - allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist.«. Foto: Barbara Gindl/APA/dpa

BERLIN. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine offizielle Gedenkstunde für die Corona-Opfer in Deutschland ins Gespräch gebracht.

»Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod«, sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Viele Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben, die Hinterbliebenen hätten nicht Abschied nehmen können. »Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen - und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können.«

Wann dafür der richtige Zeitpunkt sei und ob etwa eine Gedenkstunde der richtige Rahmen sei, werde er mit den Vertretern der anderen Verfassungsorgane besprechen, sagte Steinmeier. Man dürfe die Trauer der Angehörigen nicht vergessen. »Wir haben 9300 Tote zu beklagen.« Das seien zwar niedrigere Todeszahlen als anderswo. »Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten. Das sollten wir nicht übersehen.« Ohnehin würden die Zahlen jene nicht trösten, die gerade einen geliebten Menschen verloren hätten.

Das Staatsoberhaupt äußerte sich zugleich optimistisch über die Perspektiven im Kampf gegen das Coronavirus. »Ich finde die Meldungen über die aussichtsreiche Forschung an Impfstoffen durchaus ermutigend«, sagte Steinmeier. »Es gibt Licht am Ende des Tunnels - allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist.« Deshalb dürfe man jetzt bei Bemühungen und Disziplin nicht nachlassen. »Wir haben den Corona-Ausnahmezustand gemeistert, jetzt werden wir nicht an der Corona-Normalität scheitern.«

Steinmeier sagte, die Belastungen der Menschen seien real, und er verstehe, dass die Sorgen zunähmen. »Doch die gesunkenen Zahlen von Neuinfektionen und die deshalb möglichen Lockerungen sind überzeugende Argumente, auf dem Weg der Vorsicht zu bleiben.« Aus der »Corona-Müdigkeit« dürfe keine Rücksichtslosigkeit werden.

Das Staatsoberhaupt rechnet nicht damit, dass noch einmal so weitgehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens nötig sind wie auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise in Deutschland. Alle wüssten, »dass ein zweiter Lockdown extrem schädlich für die Wirtschaft wäre. Und wir dürften nicht mit derselben Akzeptanz rechnen wie noch vor vier, fünf Monaten«, sagte Steinmeier. »Deshalb ist die gesamte Politik in Bund und Ländern darauf ausgerichtet, dieses Szenario zu vermeiden.«

Nach Einschätzung von Finanzminister Olaf Scholz ist der Wirtschaftseinbruch wegen der Corona-Krise in absehbarer Zeit überwunden. »Im Augenblick spricht vieles dafür, dass wir das Schlimmste hinter uns haben und dass es allmählich wirtschaftlich aufwärts geht«, sagte der SPD-Kanzlerkandidat der »Neuen Osnabrücker Zeitung«.

Die Maßnahmen zur Stabilisierung und zum Ankurbeln der Konjunktur wirkten offenbar besser als erhofft. Deutschland sei natürlich noch nicht über den Berg, das Virus sei noch nicht besiegt, sagte Scholz. Er hoffe aber, »dass wir Ende nächsten Jahres, Anfang 2022 wieder das Niveau erreichen, das wir vor der Krise hatten«. (dpa)