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SPD-Kandidat Schick gewinnt Oberbürgermeisterwahl in Cottbus

Der SPD-Kandidat Schick hat in Cottbus das Rennen gemacht und wird Stadtchef. Die OB-Wahl wurde bundesweit mit Spannung verfolgt - es ging darum, ob die AfD erstmals einen Oberbürgermeister stellt.

Tobias Schick
Der SPD-Politiker Tobias Schick wird neuer Cottbuser Oberbürgermeister. Foto: Frank Hammerschmidt
Der SPD-Politiker Tobias Schick wird neuer Cottbuser Oberbürgermeister.
Foto: Frank Hammerschmidt

Der SPD-Politiker Tobias Schick wird Oberbürgermeister von Cottbus. Der 41-Jährige setzte sich bei der Stichwahl am Sonntag deutlich gegen den AfD-Bewerber Lars Schieske durch. Schick erhielt nach dem vorläufigen Endergebnis 68,6 Prozent der Stimmen, während Schieske 31,4 Prozent bekam. Die Wahl galt als bedeutsam über die zweitgrößte Stadt Brandenburgs hinaus, weil es auch darum ging, ob die AfD bundesweit den ersten Oberbürgermeister einer Stadt stellt oder nicht.

Der SPD-Kandidat zeigte sich erfreut. »Natürlich hat man sich viel gewünscht, aber man muss eben über die Ziellinie gehen«, sagte Schick der Deutschen Presse-Agentur. Er will auf alle in Cottbus zugehen: »Wir müssen weniger übereinander reden, sondern miteinander reden.« AfD-Bewerber Schieske wertete das Ergebnis positiv: »Das ist ein Riesen-Erfolg.« Er habe letztendlich gegen alle anderen Parteien gekämpft. Schieske gratulierte Schick, noch bevor alle Stimmen ausgezählt waren.

Geballte Unterstützung für SPD-Mann

CDU, Grüne, Linke und FDP hatten dem SPD-Kandidaten nach der Wahl am 11. September für die Stichwahl ihre Unterstützung zugesagt. Auch ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Evangelischem Kirchenkreis, der Brandenburgischen Technischen Universität und dem Staatstheater setzte sich für ihn ein.

Bei der Briefwahl lag SPD-Kandidat Schick mit 79,7 Prozent noch deutlicher vor AfD-Bewerber Schieske als bei der Urnenwahl mit 61,4 Prozent. Schick erhielt 29.520 Stimmen und Schieske 13.483. Der Gewinner musste bei der Stichwahl nicht nur die absolute Mehrheit holen, sondern auch mindestens 15 Prozent der Wahlberechtigten, das sind 11.837. Die Wahlbeteiligung lag mit 55,2 Prozent höher als in der ersten Runde am 11. September mit 53,3 Prozent.

Der SPD-Kandidat hatte bei der Wahl im September mit 31,8 Prozent der Stimmen vor dem AfD-Bewerber gelegen, der 26,4 Prozent erhielt. Keiner der sieben Kandidaten erreichte die absolute Mehrheit. Der noch amtierende CDU-Oberbürgermeister Holger Kelch trat aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an. Sein Nachfolger beginnt das Amt am 30. November.

Schwerpunkt des Rechtsextremismus

Cottbus gilt laut Verfassungsschutz Brandenburg als Schwerpunkt des Rechtsextremismus. Schick will das Problem nach eigenen Worten angehen und klar benennen. Er hat auch vor, den Wissenschaftsstandort Cottbus zu stärken, mehr Revierpolizisten einzusetzen und notwendige neue Schulen zu bauen. Schick setzt sich gegen Hass, Gewalt und Ausgrenzung ein. Sein Motto im Wahlkampf war: »Zusammenarbeiten, zusammenleben, Cottbus gestalten.« Der gebürtige Ludwigsfelder war bisher Geschäftsführer des Stadtsportbundes.

AfD-Kandidat Schieske hatte bei der Landtagswahl 2019 mit 27,3 Prozent das Direktmandat in Cottbus errungen und war als Abgeordneter ins Landesparlament eingezogen. Er nahm an Veranstaltungen des Vereins »Zukunft Heimat« teil, den der Verfassungsschutz Brandenburg als rechtsextremistisch einstuft. Der Landesverfassungsschutz stufte die AfD Brandenburg 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.

Cottbus mit knapp 100.000 Einwohnern steht mit dem Braunkohleausstieg vor einem erneuten Strukturwandel. Bei der Kommunal- und der Landtagswahl 2019 wurde die AfD in Cottbus jeweils stärkste Kraft. Bei der Bundestagswahl 2021 ging das Mandat im Wahlkreis an die SPD, die AfD lag dahinter. Bund und Land fördern die Stadt wegen des Strukturwandels. Cottbus erhält nicht nur ein Bahnwerk mit rund 1200 Arbeitsplätzen, sondern soll auch eine Universitätsmedizin bekommen.

© dpa-infocom, dpa:221009-99-67942/2