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Spahn: Leiten neue Corona-Kennzahlen aus letzten Wellen ab

Die Inzidenz soll nicht mehr maßgebliche Kennzahl für die Einschätzung der Corona-Lage sein. Eine bessere Einschätzung soll auf Basis der Erfahrungswerte aus der letzten Welle erfolgen.

Jens Spahn
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit. Foto: Kaiser/dpa
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit.
Foto: Kaiser/dpa

BERLIN. Bund und Länder beraten nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über neue Kennzahlen zur Beurteilung der Corona-Lage in Deutschland.

»Wir haben ja Erfahrungswerte aus dem letzten Winter, etwa aus Dezember, Januar, wo wir eine sehr, sehr starke Belastung in den Kliniken hatten«, sagte Spahn am Dienstag im Interview bei »Welt«. Gemeinsam mit den Ländern schaue man sich jetzt an, was die richtigen Kennziffern für weiteres Handeln seien. »Wir können sie ableiten aus den letzten zwei Wellen.«

Spahn hatte angekündigt, dass der bisherige Inzidenzwert von 50, der noch im Infektionsschutzgesetz als Richtwert für schärfere Maßnahmen verankert ist, ausgedient habe. Das Gesetz wird demnach nun geändert. Künftig soll die Zahl der Krankenhausaufnahmen wegen Covid-19 entscheidend sein.

Der Gesundheitsminister rief erneut zum Impfen auf. Noch sei die Zahl der Ungeimpften so groß, dass es im Falle einer sehr schnellen Ansteckung immer noch eine Belastung des Gesundheitswesens geben könne. »Im Moment sehen wir eine Pandemie der Ungeimpften.« Mehr als 90 Prozent der Intensivpatienten mit Covid-19 seien nicht geimpft.

Kliniken begrüßen Abkehr von 50er Inzidenz

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hält die geplante Abkehr von der 50er Inzidenz als Richtschnur für richtig. Man begrüße die Entscheidung des Gesundheitsministeriums, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß der Deutschen Presse-Agentur. »Schon seit geraumer Zeit fordern wir, dass neben der Inzidenz andere Indikatoren wie die Hospitalisierung, aber auch die Impfquote berücksichtigt werden.«

Durch die Impfungen sei ein Großteil der Bevölkerung geschützt. Die Inzidenzerkenntnisse aus der Vergangenheit beschrieben die aktuelle und zukünftige Lage nicht mehr ausreichend, sagte Gaß. In der Vergangenheit habe der Anteil der hospitalisierten Covid-19-Fälle bei zwölf Prozent gelegen, heute seien es nur noch fünf Prozent. Die Hälfte der momentan im Krankenhaus behandelten Patienten sei jünger als 48 Jahre.

Gaß nannte die Zahl von 5000 Covid-Patienten auf Intensivstationen wie in der zweiten und dritten Corona-Welle eine »absolute Belastungsgrenze«. Er wandte sich aber gegen eine Festlegung von Grenzwerten für die generelle Aufnahme von Covid-Fällen im Krankenhaus. »Der Engpassfaktor ist immer die intensivmedizinische Betreuung.« (dpa)