Logo
Aktuell Ausland

Selenskyj kommt möglicherweise im Mai nach Deutschland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seit dem russischen Angriff auf sein Land bereits einige Bündnispartner besucht. Einer der wichtigsten fehlt aber noch - vielleicht nicht mehr lange.

Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Michal Dyjuk
Wolodymyr Selenskyj nimmt an einer Pressekonferenz teil.
Foto: Michal Dyjuk

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird möglicherweise im Mai zum ersten Mal seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Deutschland besuchen - um den Karlspreis der Stadt Aachen entgegenzunehmen.

Die Veranstalter bereiten sich darauf vor, dass Selenskyj persönlich an der Zeremonie im Krönungssaal des Aachener Rathauses teilnimmt, auch wenn sich das erst kurzfristig je nach Lage im Kriegsgebiet entscheiden wird. Die »Bild am Sonntag« berichtete an Ostern, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Laudatio halten will. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist bereits als Rednerin angekündigt.

Selenskyj war in den ersten zehn Monaten nach der Invasion gar nicht ins Ausland gereist. Erst kurz vor Weihnachten flog er dann nach Washington, um dort US-Präsident Joe Biden zu treffen. Auf dem Rückweg machte er in Polen Halt und traf dort Staatschef Andrzej Duda. Es folgten Besuche in London, Paris, Brüssel und zuletzt in Warschau. In Deutschland war der ukrainische Präsident zuletzt im Juli 2021, um die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu besuchen.

Der Karlspreis der Stadt Aachen wird seit 1950 an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Einheit Europas verdient gemacht haben. Dass Selenskyj und das ukrainische Volk in diesem Jahr mit dem renommierten Preis geehrt werden sollen, hatte das Direktorium bereits im Dezember entschieden.

Planungen für mehrere Eventualitäten

Kurz vor Ostern teilte die Stadt Aachen mit, dass die Teilnahme Selenskyjs zwar noch »völlig offen« sei. Man bereite sich aber auf ein solches Szenario vor. Eine persönliche Teilnahme hänge »stark von der dann vorliegenden Kriegslage und den entsprechenden Sicherheitskonzeptionen ab«. Falls Selenskyj nicht persönlich teilnehmen kann, soll er per Video zugeschaltet werden. Auch für diese Variante laufen die Planungen.

Das Kanzleramt wollte den Bericht über eine Teilnahme des Kanzlers an der Preisverleihung am Wochenende weder bestätigen noch dementieren. »Die Termine des Bundeskanzlers werden in der Regel am Freitag der Vorwoche im Rahmen der Regierungspressekonferenz bekanntgegeben«, erklärte eine Regierungssprecherin lediglich. Wenn Scholz nach Aachen reist, könnte es sein, dass er Gesellschaft aus zwei Nachbarländern bekommt. Es gibt Spekulationen, dass aus Polen Ministerpräsident Mateusz Morawiecki oder Präsident Andrzej Duda sowie aus Frankreich Präsident Emmanuel Macron anreisen könnten.

Internationale Gäste werden erwartet

Um internationalen Gästen eine Teilnahme zu ermöglichen, wurde der Termin für die Verleihung bereits verschoben. Sie wird nicht wie sonst an Christi Himmelfahrt (18. Mai) stattfinden, sondern vier Tage früher. Damit solle »eine Überschneidung mit einer relevanten Veranstaltung am Folgetag« verhindert werden, teilte die Stadt Aachen mit. Gemeint ist wohl der G7-Gipfel im japanischen Hiroshima, der am 19. Mai - dem Tag nach Christi Himmelfahrt - beginnt. Um pünktlich anzukommen, muss man aus Europa schon am Vortag abfliegen. An dem Gipfel nehmen unter anderen von der Leyen, Scholz und Macron teil.

Der Kanzler ist Selenskyj seit Kriegsbeginn zwei Mal persönlich begegnet. Im Juni hatte er ihn zusammen mit Macron, dem damaligen italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi und dem rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis in Kiew besucht. Im Februar trafen Macron und Scholz dann den ukrainischen Präsidenten gemeinsam in Paris.

© dpa-infocom, dpa:230410-99-267268/3