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»Schwachsinn«: Ex-Justizminister Barr über Wahlbetrug

Nachdem Donald Trump die Präsidentenwahl 2020 nicht gewann, behauptete er, dass Wahlbetrug ihn den Sieg gekostet hat. Belege gibt es bis heute nicht.

William Barr
William Barr hält Donald Trumps Wahlbetrugsideen für »verrückt«. Foto: Andrew Harnik
William Barr hält Donald Trumps Wahlbetrugsideen für »verrückt«.
Foto: Andrew Harnik

Der frühere US-Justizminister William Barr hat die Wahlbetrugsbehauptungen des Ex-Präsidenten Donald Trump als Schwachsinn bezeichnet.

Bei der ersten öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Attacke auf das Kapitol am 6. Januar 2021 wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) ein Video-Mitschnitt einer Befragung Barrs gezeigt. Darin sagte der Ex-Justizminister, er habe nach der Präsidentenwahl im November 2020 mehrere Gespräche mit Trump zu dem Thema gehabt. »Ich habe deutlich gemacht, dass ich nicht damit einverstanden bin, dass behauptet wird, die Wahl sei gestohlen worden, und dass dieses Zeug verbreitet wird, von dem ich dem Präsidenten gesagt habe, dass es Schwachsinn ist.«

Barr: Behauptungen zu Wahlbetrug »verrückt«

Er habe dem Präsidenten mehrfach unmissverständlich gesagt, dass er keinerlei Hinweise auf Wahlbetrug sehe, sagte Barr. Auch anderthalb Jahre später sehe er nichts, was seine Meinung ändere. Behauptungen dieser Art nannte er »verrückt«.

Der Ausschuss zeigte auch den Video-Mitschnitt einer Befragung von Trumps Tochter Ivanka. Gefragt nach Barrs Aussagen sagte sie, dessen Einschätzung habe durchaus Auswirkungen auf ihre Sichtweise gehabt. Sie respektiere Barr. »Also akzeptierte ich, was er sagte.«

Der Untersuchungsausschuss hatte über zehn Monate hinter verschlossenen Türen Hunderte Zeugen befragt. In der öffentlichen Sitzung wurden erstmals Ausschnitte der Befragungen gezeigt.

Trumps Behauptungen sind ohne Belege

Trump behauptet bis heute ohne Belege, er sei durch Wahlbetrug um den Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 gebracht worden. Über Wochen versuchte er damals mit fragwürdigsten Methoden, den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden nachträglich zu kippen. Der Widerstand gegen den Wahlausgang gipfelte in der Attacke auf das Kapitol.

Anhänger des abgewählten Präsidenten hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress damals zusammengekommen, um Bidens Wahlsieg zu zertifizieren. Am Rande der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Trump hatte seine Anhänger kurz zuvor bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei. Der Untersuchungsausschuss im Kongress wurde eingesetzt, um die Hintergründe des Angriffs auf das Kapitol aufzuklären.

© dpa-infocom, dpa:220610-99-610927/2