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Schock-Video aus Krankenhaus: Corona-Alarm in Süditalien

In vielen Teilen Kampaniens ist die Situation außer Kontrolle - das schreibt Italiens Außenminister Di Maio zur Corona-Situation. Aus dem Süden des Landes kommen schlimme Berichte. Doch nicht überall sieht es so düster aus.

Coronavirus - Italien
Ärzte tragen einen Corona-Patienten auf der Intensivstation des Circolo-Krankenhauses. Italien hat die Schwelle von einer Million registrierter Corona-Fälle überschritten. Foto: Luca Bruno/AP/dpa
Ärzte tragen einen Corona-Patienten auf der Intensivstation des Circolo-Krankenhauses. Italien hat die Schwelle von einer Million registrierter Corona-Fälle überschritten. Foto: Luca Bruno/AP/dpa

ROM. Ein Schock-Video aus einem Krankenhaus in Neapel und der Sprung über die Marke von einer Million Corona-Fällen sorgen in Italien für neue Alarmrufe.

In der süditalienischen Hafenstadt Neapel war ein Patient tot im Bad gefunden worden. Ein Videofilm, der nach Medienberichten den Vorfall in der Notaufnahme zeigt, sorgte am Donnerstag landesweit für heftige Reaktionen. Außerdem war darin ein mit Krankenbetten überfüllter Flur zu sehen.

»Die Bilder des Patienten, der im Cardarelli-Krankenhaus in Neapel tot gefunden wurde, sind schockierend«, schrieb Außenminister Luigi Di Maio am Mittwochabend auf Facebook. »In Neapel und in vielen Teilen Kampaniens ist die Situation außer Kontrolle.« Es gebe Berichte über Menschen in der Region am Golf von Neapel, die im Auto auf Parkplätzen behandelt würden. Andere müssten viel zu lange auf ihren Transport ins Hospital warten, schrieb er.

Die Verantwortlichen des Cardarelli-Krankenhauses sagten eine Untersuchung der Todesumstände zu. Das Hospital arbeite zwar unter viel Druck, aber die Lage sei nicht außer Kontrolle, hieß es. Klinik-Direktor Giuseppe Longo versicherte am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa, alle Patienten könnten angemessen behandelt werden. Regionalminister Francesco Boccia sagte, die Video-Bilder seien beschämend für alle Verantwortlichen. Zugleich wies er in einem TV-Interview im Sender La7 darauf hin, dass zu viele Menschen mit leichten Corona-Symptomen ins Krankenhaus kämen, statt sich zu Hause auszukurieren.

Das Mittelmeerland mit seinen 60 Millionen Einwohnern hatte am Mittwoch die Marke von einer Million registrierten Corona-Fällen überschritten. Zugleich starben binnen 24 Stunden 623 Menschen im Zusammenhang mit dem Erreger Sars-CoV-2. So hohe Opferzahlen hatte es in Italien zuletzt während der ersten Corona-Welle in einer schlimmen Phase Anfang April gegeben.

In der ersten Viruswelle war hauptsächlich der Norden, und besonders auch die Lombardei betroffen gewesen. Dort liegt die Stadt Bergamo, wo die Krankenhäuser und Friedhöfe im Frühjahr völlig überlastet waren. Bilder von Särgen, die auf Militärlastwagen aus der Stadt gebracht wurden, gingen um die Welt.

Aktuell jedoch sind viel mehr Regionen Italiens stark von der zweiten Corona-Welle erfasst. Diesmal registrieren auch eher arme, süditalienische Gebiete hohe Ansteckungszahlen. Dazu gehört Kampanien, wo es zuletzt rund 3000 neue Fälle pro Tag gab. Am stärksten hat das Virus aber auch diesmal in der Lombardei zugeschlagen. Dabei gilt als Krankenhaussystem im Norden als viel besser als das in Süditalien. Aus einigen Regionen des Landes meldeten Fachleute jedoch auch, dass sich die Ansteckungskurve in den jüngsten Tagen abgeflacht habe - das gebe Hoffnung.

Wegen der regional unterschiedlichen Lagen hat die Regierung in Rom im Kampf gegen die Pandemie das Land vor kurzem in drei Risikozonen eingeteilt. Mehr als die Hälfte der 20 Regionen wurde zu Roten oder Orangen Zonen erklärt. In den Roten Zonen - darunter die Lombardei und das Piemont im Norden sowie Kalabrien im Süden - gelten Teil-Lockdowns mit Ausgangsbeschränkungen.

Die Großstadt Neapel und Kampanien insgesamt wurden von der Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte bisher aber als Zone mit nur mäßigem Risiko (gelb) eingestuft. Mehrere Politiker hatten das in den vergangenen Tagen scharf kritisiert und vor dem Kollaps der Krankenhäuser dort gewarnt. Nach dem Schock-Video aus Neapel gab es Signale, dass Rom die Lage neu prüfen wolle. (dpa)