Südkoreas neuer Präsident Yoon Suk Yeol will einen »kühnen Plan« für den Wiederaufbau der nordkoreanischen Wirtschaft vorlegen, sollte das Nachbarland atomar abrüsten.
Yoon warf Nordkorea bei einer Vereidigungszeremonie im Freien am Dienstag vor, mit seinem Atomwaffenprogramm die Sicherheit in der Region und darüber hinaus zu gefährden. Trotzdem werde »die Tür zum Dialog geöffnet bleiben, sodass wir diese Bedrohung friedlich lösen können«, sagte Yoon vor etwa 40.000 Menschen vor dem Parlament in Seoul.
Wie genau der Plan der neuen Regierung für ihr abgeschottetes Nachbarland aussehen soll, ließ Yoon in seiner Rede zum Amtsantritt zunächst offen. Der Plan solle mit der internationalen Gemeinschaft ausgearbeitet werden und zum Ziel haben, die Lebensverhältnisse der Nordkoreaner zu verbessern. Pjöngjang müsse aber den Prozess zur kompletten Denuklearisierung beginnen, sagte Yoon. Unter Denuklearisierung verstehen die USA und ihre Verbündeten die Abrüstung des nordkoreanischen Atomprogramms.
Schon frühere südkoreanische Regierungen hatten Pjöngjang mit der Aussicht auf größere Wirtschaftshilfen zum Einlenken im Atomstreit bewegen wollen. Die kommunistische Führung ging jedoch nicht darauf ein. Yoon hatte während des Wahlkampfs die Annäherungspolitik der Vorgänger-Regierung scharf kritisiert und ihr vorgeworfen, sich von Nordkorea vorführen zu lassen.
Machtübernahme in unsicheren Zeiten
Der 61-jährige Yoon hatte die Wahl im März als Kandidat der konservativen Opposition mit hauchdünnem Vorsprung vor dem Bewerber der bisherigen Regierungspartei gewonnen. Der frühere Generalstaatsanwalt tritt die Nachfolge des linksliberalen Präsidenten Moon Jae In an, der an der Zeremonie in Seoul teilnahm. Yoons Amtszeit beträgt fünf Jahre.
Yoons Amtsantritt erfolgte in unsicheren Zeiten in der Region. Nordkorea hatte in diesem Jahr mehrfach Raketen getestet, die einen atomaren Sprengkopf tragen können, einschließlich einer Interkontinentalrakete. Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea derzeit auch einen neuen Nukleartest vorbereitet.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte am Montag (Ortszeit) in Washington, das Thema Nordkorea werde bei der Reise von US-Präsident Joe Biden nach Südkorea und Japan in diesem Monat im Mittelpunkt stehen. Biden trifft zunächst am 21. Mai Yoon in Seoul.
Wirtschaftspolitisch will Yoon in seiner Amtszeit auf ein »rapides Wachstum« der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens setzen. Auch wolle er das Problem der wachsenden Arbeitslosigkeit, der zunehmenden Einkommensunterschiede und Polarisierung der Gesellschaft angehen. Der politische Quereinsteiger Yoon sprach in diesem Zusammenhang auch von einer »Krise der Demokratie«.
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