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Queere Katholiken fordern offizielle Segnungen

Viele homosexuelle Paare haben sich von der katholischen Kirche abgewandt. Doch es gibt Schwule und Lesben, die von innen für Fortschritt kämpfen. Der nächste Schritt sollen offizielle Segnungen sein.

Katholische Kirche
Rainer Teuber (rechts) und sein Mann Karl-Heinz Armeloh während eines Urlaubs. Teuber, Museumspädagoge am Essener Dom, engagiert sich für #OutInChurch und #liebegewinnt. Foto: Rainer Teuber
Rainer Teuber (rechts) und sein Mann Karl-Heinz Armeloh während eines Urlaubs. Teuber, Museumspädagoge am Essener Dom, engagiert sich für #OutInChurch und #liebegewinnt.
Foto: Rainer Teuber

Queere Katholiken fordern von der Kirche ein offizielles liturgisches Format zur Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen.

»Wir würden es gerne mit unserer Gemeinde, mit unserer Familie und unserem Freundeskreis in einer eigenen Feier begehen«, sagte Rainer Teuber, Museumspädagoge am Essener Dom und Mitglied der Initiativen #OutInChurch und #liebegewinnt, der Deutschen Presse-Agentur. »Auf keinen Fall wollen wir so etwas wie «Okay, wir machen das, aber hängen Sie's bitte nicht an die große Glocke». Mit dieser Heimlichkeit muss Schluss sein.«

Rund um diesen Dienstag (10. Mai) finden deutschlandweit 80 Gottesdienste statt, in denen queere Beziehungen gesegnet werden. Teuber und sein Mann Karl-Heinz Armeloh waren im vergangenen Jahr in einem Gottesdienst gesegnet worden, allerdings war dies kein Einzelsegen. Es sei niemand nach vorne gekommen und sichtbar als Einzelpaar gesegnet worden, sagte Teuber.

Er hofft nun darauf, dass Segensfeiern im Zuge des derzeit laufenden Reformprozesses Synodaler Weg offiziell erlaubt werden. »Allerdings würde ich mir wünschen, dass progressive Bistümer wie Essen, Hildesheim, Osnabrück, Hamburg und andere gar nicht darauf warten, sondern die Segensfeiern jetzt schon einführen. Wenn acht, neun Bischöfe aus Deutschland vorangehen, glaube ich kaum, dass die von Rom alle die Kündigung bekommen.«

Teuber sagte, ein Großteil des katholischen Klerus sei beim Thema Homosexualität gar nicht sprachfähig. »Sie können nicht sagen «ein schwules Ehepaar», das bringen sie nicht ins Wort. Es fehlt oft auch an Basiswissen: Was ist sexuelle Orientierung, was ist geschlechtliche Identität?« Manchmal bekomme er Formulierungen zu hören wie »Sie als Betroffener von Homosexualität«. Auch beim Essener Domkapitel, wo Teuber angestellt ist, bekommen manche nur schwer die Formulierung »Grüßen Sie Ihren Mann!« heraus. Stattdessen wird zum Beispiel gesagt: »Grüßen Sie zuhause!« Das seien alles nur Kleinigkeiten, doch sie dokumentierten ein grundsätzliches Defizit in der katholischen Kirche.

Viele queere Menschen haben der katholischen Kirche bereits den Rücken gekehrt, doch Rainer Teuber und sein Mann Karl-Heinz Armeloh setzen darauf, die Kirche von innen her zu verändern. »Wir haben vor zu bleiben, aber wir merken beide, das Band wird dünner.« Wie tief die Verletzungen gingen, sei ihm erst durch die Fernsehdokumentation »Wie Gott uns schuf« und die Bewegung #OutInChurch wirklich klar geworden. Bischöfe und andere Hierarchen redeten jetzt gern darüber, was sich in jüngster Zeit alles verändert habe. »Aber über die vielen Jahre davor hat mit mir noch keiner geredet«, sagte Teuber. »Noch niemand ist zu mir gekommen und hat gesagt: «Das ist wirklich Mist gewesen, wir haben da einen Fehler gemacht.»«

© dpa-infocom, dpa:220510-99-226626/2