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Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungschef vereidigt

Erstmals steht wieder ein pro-spanischer Politiker an der Spitze der katalanischen Regionalregierung. Der Sozialist Salvador Illa wurde in sein Amt eingeführt. Sein schärfster Gegner schmort im Exil.

Amtseinführung Illas als neuer katalanischer Ministerpräsident
Spanische Medien sprachen von einem Neuanfang für die seit Jahren vom Streit um die Unabhängigkeit geplagte Region. Foto: Lorena Sopêna/DPA
Spanische Medien sprachen von einem Neuanfang für die seit Jahren vom Streit um die Unabhängigkeit geplagte Region.
Foto: Lorena Sopêna/DPA

Der sozialistische Politiker Salvador Illa ist bei einer feierlichen Zeremonie im Regierungspalast von Barcelona in sein Amt als katalanischer Ministerpräsident eingeführt worden. »Indem ich heute mein Amt antrete, erbe ich zugleich als Aufgabe die Hoffnungen des katalanischen Volkes«, sagte der 61-Jährige, der sich während der Corona-Pandemie als Spaniens Gesundheitsminister einen Namen gemacht hatte. Seine sozialistische Partei war bei der vorgezogenen Wahl im Mai zwar erneut stärkste Kraft geworden, braucht aber die linke moderat-separatistische Partei ERC, die bisher den Regierungschef stellte, sowie das links-ökologische Bündnis Comuns zum Regieren.

Amtseinführung Illas als neuer katalanischer Ministerpräsident
Illa will mit Unterstützung der linken moderat-separatistischen Partei ERC regieren. Eine Gratwanderung. Foto: Lorena Sopêna/DPA
Illa will mit Unterstützung der linken moderat-separatistischen Partei ERC regieren. Eine Gratwanderung.
Foto: Lorena Sopêna/DPA

Für Illa hatten am Donnerstag 68 der 135 Abgeordneten des Regionalparlaments in Barcelona gestimmt. Spanische Medien werteten seine Wahl als Neuanfang für die Region, die seit mehr als zehn Jahren vom Streit über Forderungen nach Unabhängigkeit erschüttert wird. Allerdings dürfte es auch für den ruhigen und auf Ausgleich bedachten Illa schwierig werden, seine pro-spanische Politik mit dem Streben nach Unabhängigkeit der ERC in Einklang zu bringen. 

Illa äußerte sich zum Auftakt der Zeremonie versöhnlich gegenüber seinen separatistischen Vorgängern. »Ich habe keinen Zweifel, dass alle bisherigen Präsidenten mit den besten Absichten angetreten sind, Katalonien zu einem besseren Land zu machen«, betonte er und schloss damit sogar den noch per Haftbefehl gesuchten früheren Regionalregierungschef Carles Puigdemont ein.

Kundgebung zum Empfang Puigdemonts
Separatistenführer Carles Puigdemont am Donnerstag bei seinem Kurzauftritt in Barcelona. Am nächsten Tag schrieb er auf X, er sei wieder in Belgien. (Archivbild) Foto: David Zorrakino/DPA
Separatistenführer Carles Puigdemont am Donnerstag bei seinem Kurzauftritt in Barcelona. Am nächsten Tag schrieb er auf X, er sei wieder in Belgien. (Archivbild)
Foto: David Zorrakino/DPA

Der Separatistenführer war am Donnerstag kurz vor der Wahl Illas im Parlament nach fast sieben Jahren im Exil erstmals wieder in Barcelona aufgetaucht. Er hielt eine kurze Rede vor rund 3.500 Anhängern, wiederholte seine bekannten Argumente für eine notfalls auch gegen den Widerstand des restlichen Spaniens zu erkämpfende Unabhängigkeit Kataloniens und verschwand sofort wieder von der Bildfläche. 

Nach einer längeren Sendepause meldete er sich dann Freitagabend auf der Plattform X zurück und schrieb, er sei wieder in Belgien, wo er schon die meiste Zeit seit seiner Flucht 2017 gelebt hat. Ob und wann der Haftbefehl wegen des Vorwurfs der persönlichen Bereicherung in Spanien aufgehoben würde und Puigdemont damit wieder in Freiheit in seine Heimat zurückkehren könnte, war unbekannt. Illa forderte die spanische Justiz auf, das für katalanische Separatisten wie Puigdemont erlassene Amnestiegesetz »schnell, zügig und ohne Ausflüchte« anzuwenden. 

© dpa-infocom, dpa:240810-930-199683/1