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Nato beginnt größtes Manöver seit Ende des Kalten Krieges

Die Nato will nach der Ukraine-Krise ein klares Signal an Russland senden und lässt rund 50.000 Soldaten in Norwegen trainieren. Doch schon vor dem offiziellen Start gibt es die ersten Zwischenfälle.

US-Marinekorps
US-Soldaten der 24th Marine Expeditionary Unit auf dem Weg zu einem Feldlager für das Nato-Großmanöver. Foto: Lance Cpl. Menelik Collins/US Marine Corps
US-Soldaten der 24th Marine Expeditionary Unit auf dem Weg zu einem Feldlager für das Nato-Großmanöver. Foto: Lance Cpl. Menelik Collins/US Marine Corps

OSLO. Die Nato beginnt an diesem Donnerstag ihr größtes Manöver seit Ende des Kalten Krieges. An der zweiwöchigen Feldübung in Norwegen werden nach jüngsten Angaben des Militärbündnisses 50.000 Soldaten beteiligt sein.

Hinzu kommen 10.000 Fahrzeuge sowie mehr als 300 Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Schiffe. Die Bundeswehr ist mit rund 10.000 Soldaten an »Trident Juncture« beteiligt und damit zweitgrößter Truppensteller nach den USA.

Ziel des Manövers ist es, ein Signal der Abschreckung an Russland zu senden und für den sogenannten Bündnisfall zu trainieren. Dieser könnte ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen würden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten Beistand leisten.

»In den vergangenen Jahren hat sich das Sicherheitsumfeld in Europa deutlich verschlechtert«, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch in Brüssel. »Es ist wichtig zu zeigen, dass wir in der Lage sind, jeden Bündnispartner gegen jede Art von Gefahr zu verteidigen.«

Gleichzeitig betonte Stoltenberg erneut, dass sich das Manöver nicht gegen Russland richte. Seinen Angaben zufolge haben Russland und Weißrussland auch die Einladung der Nato angenommen, Beobachter zu »Trident Juncture« zu schicken.

Kritik an dem Manöver gibt es dennoch. Die russische Seite werde es sich nicht nehmen lassen, im Gegenzug ebenfalls aufzurüsten und Militärmanöver zu starten, kommentierte der Linken-Bundestagsabgeordnete Alexander Neu. Die gesamte Übung sei »eine einzige Provokation und Drohgebärde gegenüber Russland«. Neu verwies zudem darauf, dass die Nato-Staaten zuletzt mehr als 14-mal so viel Geld für die Verteidigung ausgegeben hätten als Russland. »Russland hat momentan weder die materiellen noch die finanziellen und auch nicht die personellen Fähigkeiten, um die Nato überhaupt erfolgreich angreifen zu können.«

Dass die Bundeswehr so stark beteiligt ist, liegt vor allem daran, dass sie ab Anfang 2019 die Führung der schnellen Eingreiftruppe der Nato übernehmen soll. Die sogenannte VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) wurde im Zuge der Ukraine-Krise aufgestellt und ist ebenfalls ein Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland, der seit 2014 wieder starke Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Damals hatte Russland sich die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt und offensiv damit begonnen, prorussische Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen. Etliche Nato-Staaten halten ihren großen Nachbarn seitdem für unberechenbar. Dazu tragen auch Russlands Rolle im Syrien-Konflikt sowie vermutete Verstöße gegen den INF-Abrüstungsvertrag über Mittelstreckenwaffen bei.

Zu ersten Zwischenfällen bei der Übung »Trident Juncture« kam es unterdessen im norwegischen Straßenverkehr. Die Polizei meldete in der Nacht zu Mittwoch zwei Unfälle bei Glåmos und Jorabrua. In beiden Fällen kollidierten Militärfahrzeuge mit Linienbussen, der Fahrer eines der Busse trug leichte Verletzungen davon. Die Nato teilte zudem mit, dass bei einem Unfall mit vier US-Militärfahrzeugen vier Soldaten verletzt worden seien. (dpa)