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Mutmaßliches Kavanaugh-Opfer will vor US-Senat aussagen

Der Wunschkandidat von Donald Trump für den Obersten Gerichtshof der USA hat mit schweren Anschuldigungen zu kämpfen. Nun wird es in dem Fall eine mit Spannung erwartete Anhörung vor dem Senat in Washington geben.

Brett Kavanaugh
Brett Kavanaugh ist Kandidat für ein Richteramt am Obersten Gerichtshof der USA. Foto: J. Scott Applewhite/AP
Brett Kavanaugh ist Kandidat für ein Richteramt am Obersten Gerichtshof der USA. Foto: J. Scott Applewhite/AP

Washington (dpa) - Die Frau, die dem Richter-Kandidaten für den US-Supreme-Court, Brett Kavanaugh, versuchte Vergewaltigung vorwirft, will nächste Woche definitiv vor dem US-Senat aussagen.

Das berichteten US-Medien am Samstag (Ortszeit) übereinstimmend unter Berufung auf ein Schreiben der Anwältin der Frau an den Justizausschuss des Senats. Der Termin der Anhörung wurde auf Donnerstag festgelegt, berichtete unter anderem die »New York Times«.

Seit Tagen laufen hinter den Kulissen Verhandlungen über den Termin und die Umstände einer solchen Befragung vor dem US-Senat. Christine Blasey Ford hatte mehrere Bedingungen für eine Aussage gestellt. An diesen Bedingungen und Details könnten die Verhandlungen noch scheitern, schrieb die »New York Times«. Sollte es am Sonntag keine Einigung geben, müsse der Vorsitzende des Justizausschusses, Charles Grassley, über eine eventuelle Abstimmung über Kavanaugh am Montag entscheiden.

Die Psychologie-Professorin aus Kalifornien gibt an, Kavanaugh habe versucht, sie nach einer Schülerparty Anfang der 1980er Jahre zu vergewaltigen. Kavanaugh bestreitet das energisch. US-Präsident Donald Trump hat ihn als Richter für den Supreme Court vorgeschlagen, den obersten Gerichtshof der USA. Kurz vor der Entscheidung des US-Senats über die hochrangige Personalie hatte Ford die schweren Vorwürfe gegen den umstrittenen konservativen Juristen erhoben. Seine Berufung an das höchste US-Gericht ist damit ins Wanken geraten.

Die Vorwürfe gegen Kavanaugh sind Gegenstand einer heftigen parteipolitischen Auseinandersetzung in Washington geworden. Die Demokraten sehen eine Chance, Kavanaughs Nominierung hinauszuzögern, bis sich nach den anstehenden Kongresswahlen am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern und der erzkonservative Richter verhindert werden könnte.

US-Präsident Donald Trump hatte mit Äußerungen zu den Missbrauchsvorwürfen große Empörung ausgelöst. Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport (Warum ich keine Anzeige erstattete) solidarisierten sich bis Samstag Zehntausende Frauen und Männer mit der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford, die Kavanaugh eine versuchte Vergewaltigung vorwirft.

Auf Twitter offenbarten die Unterstützer ihre eigenen Missbrauchserfahrungen und erklärten, warum sie diese nicht angezeigt hätten. Auch Prominente, wie die Tochter des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, Patti Davis, meldeten sich zu Wort.

Nachdem sich Trump über Tage in der Debatte betont zurückgehalten hatte, griff er Ford am Freitag in mehreren Tweets an, stellte ihre Glaubwürdigkeit in Frage und forderte sie auf, ihre Anschuldigungen zu untermauern. Er habe keinen Zweifel, dass sich Ford oder ihre »liebevollen Eltern« damals sofort an die Strafverfolgungsbehörden gewandt hätten - falls die so schlimm gewesen sei, wie sie es sage, schrieb Trump. Er rufe sie auf, eine Anzeige von damals vorzulegen, damit Datum, Zeit und Ort des Angriffs klar würden.

Ford hatte allerdings bereits erklärt, dass sie über viele Jahre niemandem von dem Vorfall erzählt habe, auch ihren Eltern nicht.

Bei Twitter sprangen Zehntausende Frauen und Männer Ford zur Seite. Ein Tweet eines betroffenen Mannes, der über den Missbrauch durch einen Geistlichen schrieb, erhielt allein 125.000 Likes von anderen Twitter-Nutzern. Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport beschrieben sie, warum sie ihre eigenen Missbrauchserfahrungen lange für sich behielten und sich niemandem anvertrauten - etwa aus Angst, aus Scham, aus Verzweiflung oder etwa weil ihr Peiniger zur eigenen Familie gehörte oder in einer machtvollen Position war. Nur wenige Stunden nach den Trump-Tweets am Freitag war der Hashtag einer der weltweit am häufigsten verwendeten.

Die Schauspielerin Ashley Judd etwa schrieb: »Das erste Mal, als ich vergewaltigt wurde, war ich sieben. Ich habe es den ersten Erwachsenen erzählt, die mir begegnet sind. Sie sagten: Oh, er ist ein netter alter Mann. Er hat es nicht so gemeint. Als ich mit 15 wieder vergewaltigt wurde, habe ich es nur meinem Tagebuch erzählt.«

NYT