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Minsk: Flugabwehrrakete ist mögliche Provokation Kiews

Belarussische Staatsmedien hatten am Donnerstag von einer abgeschossenen Rakete berichtet. Der Chef der Flugabwehr spricht von drei Szenarien. Kiew verweist hingegen auf Russland.

Belarus
Ein vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichtes Foto aus einem Video zeigt russische Soldaten bei Übungen an einem nicht näher bezeichneten Ort in Belarus. Foto: Uncredited
Ein vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichtes Foto aus einem Video zeigt russische Soldaten bei Übungen an einem nicht näher bezeichneten Ort in Belarus.
Foto: Uncredited

Das Verteidigungsministerium in Minsk hat nach dem Fund einer Flugabwehrrakete auf belarussischem Staatsgebiet von einer möglichen Provokation Kiews gesprochen.

»Entweder wurde die ungelenkte Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft unabsichtlich abgefeuert, oder die Rakete war defekt, oder aber es handelt sich um absichtliche Provokation der ukrainischen Streitkräfte«, sagte der Chef der belarussischen Flugabwehr, Kirill Kasanzew, in einer am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Stellungnahme des Ministeriums.

Russland äußerte sich indes »äußerst besorgt« wegen der Rakete. Das russische und das belarussische Militär stünden in ständigem Kontakt miteinander, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Ein vertrauensvoller Dialog beider Seiten gewährleiste den Austausch sensibelster Informationen, sagte er, ohne Details zu nennen. Russland hat in Belarus Tausende von Soldaten und viel Militärtechnik stationiert.

Staatsmedien: Rakete über Iwanawa abgefangen

Staatsmedien in der belarussischen Hauptstadt Minsk hatten berichtet, dass eine vom Flugabwehrsystem S-300 abgeschossene Rakete am Donnerstagvormittag auf belarussisches Staatsgebiet gefallen sei. Kasanzews Angaben nach wurde sie über dem Landkreis Iwanawa im westbelarussischen Gebiet Brest abgefangen. Wegen des Vorfalls wurde in Minsk bereits der ukrainische Botschafter einberufen. Kiew seinerseits hat die Bereitschaft erklärt, an der Aufklärung des Vorfalls mitzuarbeiten.

Am Donnerstag hat die Ukraine einen massiven russischen Raketenangriff abgewehrt. Ein Teil der russischen Raketen traf dabei auch Objekte im westukrainischen Gebiet Lwiw. »Daher ist auch eine Provokation von Seiten des Terroristen-Staats Russland nicht auszuschließen, der eine Flugroute seiner Marschflugkörper so ausgewählt hat, um ihren Abschuss im Luftraum über Belarus zu provozieren«, hieß es in einer Erklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Gebiet getroffen wurde.

In der Ukraine sind die Sorgen groß, dass Russland von Belarus aus einen neuen Angriff starten könnte. Ein solcher Vorfall könnte von Belarus und Russland daher als Vorwand genutzt werden, um von dort aus wieder aktiv zu werden.

© dpa-infocom, dpa:221230-99-54616/3