Logo
Aktuell Ausland

Merkel: Kein deutscher Beitrag zu Militärschlag in Syrien

US-Präsident Trump droht mit einem Militärschlag in Syrien. Die Kanzlerin verurteilt den Einsatz von Chemiewaffen und signalisiert Unterstützung für die Verbündeten - aber nur begrenzt.

Mutmaßlicher Giftgasangriff
Dieses vom Syrischen Zivilschutz zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt einen Sanitäter, der ein Kleinkind medizinisch versorgt. Foto: AP
Dieses vom Syrischen Zivilschutz zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt einen Sanitäter, der ein Kleinkind medizinisch versorgt. Foto: AP

PARIS. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat einer deutschen Beteiligung an einem Militärschlag in Syrien eine klare Absage erteilt.

»Deutschland wird sich an eventuellen - es gibt ja keine Entscheidung, ich will das nochmal deutlich machen - militärischen Aktionen nicht beteiligen«, sagte sie bei einem Besuch des dänischen Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen in Berlin.

Ohne konkret zu werden, kündigte Merkel Unterstützung für mögliche Aktionen der USA, Großbritanniens und Frankreichs an. »Wenn die ständigen Vertreter im UN-Sicherheitsrat über das diplomatische Maß hinaus Schritte einleiten sollten, dann sind wir in der Sache selbst unterstützend tätig«, sagte sie. Es müsse alles getan werden, um zu zeigen, dass »dieser Einsatz von Chemiewaffen nicht akzeptabel ist«.

Jetzt müsse das ganze Spektrum von Maßnahmen in Betracht gezogen werden, sagte Merkel. Für Deutschland bedeute das, dass man alle Aktivitäten im UN-Sicherheitsrat und die Arbeit der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) unterstütze.

Duma
Ein Junge holt im syrischen Duma durch ein Beatmungsgerät Luft. Foto: Syrian Civil Defense White Helmets/AP
Ein Junge holt im syrischen Duma durch ein Beatmungsgerät Luft. Foto: Syrian Civil Defense White Helmets/AP

Auf Fragen, wie sie nach den Äußerungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber Russland die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen den USA und Russland einschätze, wollten weder Merkel noch Rasmussen eingehen. Trump hatte am Mittwoch auf Twitter geschrieben: »Russland hat geschworen, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien abgefeuert werden. Mach' Dich bereit, Russland, denn sie werden kommen (...).« Syriens Schutzmacht Russland weist die Vorwürfe gegen Damaskus zurück.

Nach der Drohung Trumps mit einem Raketeneinsatz in Syrien herrscht international Verunsicherung, ob und wann es zu einem Militärschlag kommen könnte. Trump, der die Führung von Syriens Präsident Baschar al-Assad für den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in der Stadt Duma im Rebellengebiet Ost-Ghuta am vergangenen Samstag verantwortlich macht, hatte zuvor mit einem Militärschlag gedroht. Syriens Schutzmacht Russland weist die Vorwürfe gegen Damaskus zurück.

Konflikt in Syrien
Syrische Soldaten patrouillieren durch die Straßen des Ortes in Ost-Ghuta. Nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff hat sich die Krise um den Bürgerkrieg in Syrien dramatisch zugespitzt. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua
Syrische Soldaten patrouillieren durch die Straßen des Ortes in Ost-Ghuta. Nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff hat sich die Krise um den Bürgerkrieg in Syrien dramatisch zugespitzt. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua

Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte bei einem Besuch in Irland, die USA oder Frankreich hätten ihren Nato-Verbündeten Deutschland bisher nicht aufgefordert, sich an einem möglichen Militärschlag in Syrien zu beteiligen. Er betonte aber, dass sich die westlichen Verbündeten in dieser Frage nicht auseinanderdividieren lassen dürften. »Wenn man den Druck auf Russland aufrecht erhalten will, dann können die westlichen Partner jetzt nicht auseinanderlaufen.«

Damit deutete Maas an, dass Deutschland einen Militärschlag zumindest politisch mittragen würde, wenn die drei großen Verbündeten USA, Frankreich und Großbritannien sich dafür entscheiden. Nach Angaben des SPD-Politikers gibt es aber noch keine Entscheidung für ein militärisches Vorgehen.

Konflikt in Syrien
Rauch steigt nach dem Einschlag einer Rakete der syrischen Armee über Duma auf. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua
Rauch steigt nach dem Einschlag einer Rakete der syrischen Armee über Duma auf. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua

Eine französische Beteiligung an einer Militäraktion gilt als wahrscheinlich, die britische Regierung wollte am Nachmittag darüber beraten. Als wahrscheinlichste Option gelten gezielte Raketenangriffe auf ein oder mehrere ausgewählte Ziele. Heikel daran wäre vor allem, dass auch russische Truppen in Syrien stationiert sind und die Gefahr besteht, dass sie getroffen werden.

Maas betonte auf einer Pressekonferenz mit seinem irischen Kollegen Simon Coveney mehrfach, dass die westlichen Verbündeten in dieser Frage mit einer Stimme sprechen müssten. Bei früheren Entscheidungen über militärische Interventionen war das nicht immer so, etwa beim Irak-Krieg 2003, als Deutschland und Frankreich sich gegen die USA stellten oder bei den Nato-Bombardements in Libyen.

Rakete
Eine Rakete der syrischen Armee steigt in Ost-Ghuta in den Himmel. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua
Eine Rakete der syrischen Armee steigt in Ost-Ghuta in den Himmel. Foto: Ammar Safarjalani/XinHua

Maas erwartet von den Bündnispartnern, dass sie Deutschland vor einem Militärschlag konsultieren. »Es müssen Maßnahmen miteinander abgestimmt werden, und wenn einzelne Staaten sich dazu entschließen, welche zu unternehmen, gehe ich davon aus, dass dazu auch das Gespräch mit der deutschen Bundesregierung gesucht wird«, sagte er. (dpa)