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Lambrecht: Schützenpanzer für Kiew nicht aus aktivem Bestand

Wegen der Pannen beim Puma stellt Deutschland nun den älteren Schützenpanzer Marder für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato. Verteidigungsministerin Lambrecht besucht die Truppe der Bundeswehr im Erzgebirge.

Lambrecht besucht Marder-Kompanie
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Oberstleutnant Thomas Spranger (M) vor einem Schützenpanzer Marder in der Erzgebirgskaserne in Marienberg. Foto: Robert Michael
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Oberstleutnant Thomas Spranger (M) vor einem Schützenpanzer Marder in der Erzgebirgskaserne in Marienberg.
Foto: Robert Michael

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sieht die zugesagte Lieferung von 40 Schützenpanzern an die Ukraine und das geplante Ausbildungspaket auf Kurs. »Die Zusage, so wie sie gemacht ist, so wird sie auch erfolgen«, sagte die SPD-Politikerin in einer Kaserne im sächsischen Marienberg. Lambrecht machte deutlich, dass die Marder nicht aus dem aktiven Bestand der Bundeswehr stammen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sehen letzte Planungen vor, dass 20 der Panzer aus Lagerbeständen der Bundeswehr kommen, 20 weitere vom Rüstungskonzern Rheinmetall. Dafür wurde Griechenland gebeten, für eine gewisse Zeit Verzögerungen bei der Lieferung weiterer Marder zu akzeptieren. Deutschland hatte neben der Bereitstellung auch die Ausbildung an dem Waffensystem für die Ukrainer zugesagt.

Lambrecht-Besuch bei Schneller Eingreiftruppe

Lambrecht besuchte in Marienberg deutsche Soldaten der Schnellen Eingreiftruppe der Nato (VJTF). Sie informierte sich über die Leistungsfähigkeit von zwei Panzergrenadierkompanien, die auch mit dem Schützenpanzer Marder ausgerüstet und als Teil der Nato-Speerspitze in erhöhter Einsatzbereitschaft sind.

Lambrecht hatte eine Einsatzverpflichtung des moderneren Schützenpanzers Puma wegen technischer Defekte gestoppt. Nun übernehmen zwei Kompanien des Panzergrenadierbataillons 371 mit ihren Schützenpanzern Marder den Beitrag zur Schnellen Eingreiftruppe. 400 Soldaten sowie Unterstützungskräfte stehen dort bereit. »Das war ein ganz wichtiges Signal in die Nato, an unsere Verbündeten. Wir stehen zu unseren Zusagen, auch unter solchen besonderen Bedingungen«, sagte Lambrecht.

Panzergrenadiere demonstrieren Fähigkeiten

In der Erzgebirgskaserne zeigten die Panzergrenadiere und die Besatzungen des Schützenpanzers Marder ihre Fähigkeiten. »Das ist ein sehr robustes Fahrzeug, sehr geländegängig, beweglich und nahezu in jedem Szenario einsetzbar. Es gibt mit diesem Fahrzeug lange Erfahrungen«, sagte ein Soldat. »Es spielt für uns keine große Rolle, wie wir eingesetzt werden, denn wir sind einsatzbereit.«

Demonstriert wurde auch das Panzerabwehrsystem MELLS, mit dem vom Panzer aus oder auch von abgesessenen Soldaten Lenkflugkörper abgefeuert werden können. »Wir haben eine Trefferwahrscheinlichkeit von 95 Prozent, in 5 Prozent kann es zu einem technischen Versagen kommen«, sagte einer der Soldaten, die allesamt nicht namentlich genannt werden wollten. »Die Schützen sind so ausgebildet, dass praktisch jeder Schuss einen Kampfpanzer zerstören soll.«

VJTF zentrales Element der Abschreckungsstrategie

Die Schnelle Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) wurde im Zuge der ersten großen Ukraine-Krise nach 2014 aufgestellt und ist seitdem ein zentrales Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland. Sie dient auch der Rückversicherung der Nato-Partner an der Ostflanke des Bündnisses.

Die Landkomponente der Nato-Speerspitze umfasst nach Bundeswehrangaben rund 11.500 Soldaten aus neun Nato-Staaten. Darunter sind etwa 8000 Männer und Frauen aus Deutschland, die innerhalb von zwei bis sieben Tagen abmarschbereit sein müssen. Hinzu kommen den Angaben zufolge auch noch andere deutsche Kräfte wie zum Beispiel rund 2600 Soldatinnen und Soldaten aus der Luftwaffe und bis zu 700 aus der Marine.

© dpa-infocom, dpa:230112-99-197450/2