Logo
Aktuell Inland

Länder beraten über Schule nach den Osterferien

In vielen Bundesländern gehen am Wochenende die Osterferien zu Ende. Der gerade erst wieder angelaufene Schulbetrieb gerät angesichts der dritten Corona-Welle nun einmal mehr extrem ins Wackeln.

Schulbetrieb
Der nach den Osterferien wieder angelaufene Schulbetrieb in einigen Bundesländern gerät angesichts der dritten Corona-Welle ins Wackeln. Foto: Marijan Murat/dpa
Der nach den Osterferien wieder angelaufene Schulbetrieb in einigen Bundesländern gerät angesichts der dritten Corona-Welle ins Wackeln. Foto: Marijan Murat/dpa

BERLIN. Die Länder beraten über das weitere Vorgehen an den Schulen. In neun der 16 Bundesländer gehen am Sonntag die Osterferien zu Ende und die Länder planen unterschiedlich.

In einigen Bundesländern endeten die Ferien bereits. In Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz ist wieder Unterricht, in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland beginnt er an diesem Donnerstag. Hamburg hatte keine Osterferien, und in Hessen und Schleswig-Holstein dauern die Ferien noch bis Ende kommender Woche.

Das Gespräch der Kultusministerinnen und -minister diene auch der Vorbereitung des nächsten Corona-Krisengipfels der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag, hieß es vorab von der Kultusministerkonferenz.

Überraschende Entscheidungen für ein einheitliches Vorgehen oder bundesweite Schulschließungen zeichnen sich aber nicht ab, denn viele Bundesländer haben für ihre Schulen längst Pläne gemacht. Lehrkräfte und Familien mussten rechtzeitig vor Ferienende informiert werden. Über Schulfragen entscheiden die Länder zudem grundsätzlich selbst.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) forderte, Schulen und Kindergärten so lange wie möglich offen zu halten. Auch die Kultusminister der Länder hatten sich mit Verweis auf das Recht auf Bildung und notwendige soziale Kontakte von Kindern und Jugendlichen immer wieder gemeinsam dafür ausgesprochen, den Unterricht in den Schulen so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Der Deutsche Lehrerverband plädierte dafür, dass Kommunen, Gesundheitsämter und Schulträger je nach Lage vor Ort entscheiden sollten, ob es weiter Präsenzunterricht oder wieder Schule zu Hause geben soll.

Der Beamtenbund dbb hingegen fordert Impfungen und Tests: »Wenn die Schulen in der dritten Welle geöffnet sein sollen, müssen die Lehrkräfte auch geimpft und die Schülerinnen und Schüler getestet werden«, sagte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. »Wer nicht getestet werden kann oder will, muss vom Präsenzunterricht ausgeschlossen werden. Andernfalls setzen wir alle Beteiligen einem zu großen Risiko aus, und die Infektionszahlen drohen nach den Osterferien zu explodieren.«

DER AKTUELLE STAND

Im Februar waren nach wochenlangen Schließungen zunächst die Grundschüler in Deutschland wieder in die Einrichtungen zurückgekehrt . Auch Abschlussklassen bekommen schon länger wieder Unterricht in der Schule. Die Jahrgänge dazwischen kamen im März Schritt für Schritt zurück - meist in geteilten Gruppen mit sogenanntem Wechselunterricht. Der Rückkehrprozess war aber vor Ostern noch nicht überall abgeschlossen. Einige Schüler waren seit Dezember nicht mehr in ihrer Schule.

WIE ES JETZT WEITERGEHT

Die Rückkehr kommt vor dem Hintergrund der Corona-Lage nun teilweise weiter ins Stocken. Brandenburg zum Beispiel schickt ältere Schüler oberhalb der Grundschule erst einmal wieder in den »Fernunterricht«. In Baden-Württemberg müssen sogar die Grundschüler nach den Ferien zunächst wieder zu Hause bleiben. Anderswo geht es dagegen mit dem bisherigen Wechselbetrieb weiter, aber mit unterschiedlichen Regeln.

In Bayern schalten Schulen in der Regel ab einem Inzidenzwert von 100 in einer Stadt oder einem Landkreis wieder von Präsenz- auf Fernunterricht um. Hamburg tut das erst, wenn der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei über 200 liegt. Sachsen verabschiedet sich nach der Osterpause ganz von der Kopplung an den viel diskutierten Inzidenzwert und hält Schulen und Kitas unabhängig davon offen.

ZWEIMAL TESTEN - PFLICHT ODER NICHT

Millionen einfacher Schnelltests wurden in den vergangenen Wochen für die Schulen beschafft. Ein Mangel besteht, nach allem was zu hören ist, nicht mehr. Schüler und Lehrer sollen sich künftig möglichst zwei Mal pro Woche testen. Auch das setzen die Länder unterschiedlich um: Die meisten schreiben Tests zur Teilnahme am Präsenzunterricht jetzt vor. Andere, wie Hessen oder Rheinland-Pfalz setzen auf Freiwilligkeit. Die Tests gibt es je nach Bundesland entweder mit nach Hause, oder es wird gemeinsam in der Schule getestet.

Die Selbsttests sind zwar nicht so genau wie PCR-Tests, die Hoffnung ist aber, dass damit wenigstens ein Teil derjenigen entdeckt wird, die sich angesteckt haben. »Infektionsketten unterbrechen«, heißt das Stichwort.

IMPFUNGEN FÜR LEHRER

Viele Grundschullehrer dürften inzwischen mindestens einmal geimpft sein, nachdem sie in der bundesweit festgelegten Impfreihenfolge nach vorn genommen wurden. Es gibt auch Bundesländer, die Lehrkräften höherer Klassenstufen schon eine Impfung anbieten. Bundesweit stehen sie in der Impfreihenfolge aber noch weiter hinten.

Solange nicht alle Lehrkräfte geimpft sind, darf Unterricht in der Schule ab einer Inzidenz von 50 nur im Wechselbetrieb stattfinden, forderte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, vor den Beratungen der Kultusminister. Ein inzidenzunabhängiges Offenhalten von Schulen, wie in Sachsen geplant, nannte er »unverantwortlich«.

KEINE ABSAGE VON PRÜFUNGEN

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte gefordert, wegen der Pandemie die Abiturprüfungen in diesem Jahr notfalls ausfallen zu lassen. Dazu soll es nach aktuellem Stand aber nicht kommen. Die Kultusminister werden das voraussichtlich noch einmal bekräftigen. Sie hatten schon im Januar vereinbart, dass Abschlussprüfungen an Schulen und Berufsschulen auch in diesem Corona-Schuljahr stattfinden sollen. Die Abschlüsse sollen zudem genauso viel wert sein, wie die anderer Jahre und von allen Bundesländern gegenseitig anerkannt werden. Verwiesen wird darauf, dass das auch im vergangenen Frühjahr trotz geschlossener Schulen geklappt habe.

Rheinland-Pfalz ist außerdem mit seinen Abi-Prüfungen schon durch. In den anderen Ländern laufen Vorbereitungen unter Berücksichtigung der besonderen Bedingungen. So wurden Prüfungstermine zum Teil nach hinten verlegt, um Zeit zu gewinnen. Auch Prüfungsvorgaben wurden angesichts der Lage gelockert, und es gibt mehr Zeit bei schriftlichen Prüfungen. (dpa)