WASHINGTON. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die »volle Verantwortung« für die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul im Oktober 2018 übernommen.
Allerdings wies er den Vorwurf zurück, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. »Absolut nicht«, antwortete er auf die entsprechende Frage in einem am Sonntag vom US-Sender CBC News ausgestrahlten Interview.
Journalisten stellten für sein Land keine Bedrohung dar, sagte Salman. Als ein Anführer Saudi-Arabiens trage er die Verantwortung für die Ermordung Khashoggis. »Das war ein abscheuliches Verbrechen.« Er stritt ab, von den Mordanschlagsplänen gewusst zu haben. Für die saudische Regierung arbeiteten täglich drei Millionen Menschen, sagte Salman. »Es ist unmöglich, dass sie alle täglich der politischen Führung über ihre Arbeit berichten.«
Jamal Khashoggi lebte in den USA und war Kolumnist der »Washington Post«. Er wurde im saudischen Konsulat in Istanbul in der Türkei von einem saudischen Spezialkommando getötet, als er Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte. Ein UN-Sonderbericht hatte eine direkte mögliche Verbindung zum Kronprinzen Salman hergestellt. Die saudische Regierung hat den Mord eingeräumt, weist aber jeden Vorwurf zurück, das Königshaus könne involviert gewesen sein.
Darüber hinaus mahnte der Kronprinz die internationale Gemeinschaft im Interview zum Zusammenrücken gegen den Iran, um eine weitere Eskalation im Golf-Konflikt zu vermeiden. »Wenn die Welt keine starken und entschlossenen Maßnahmen ergreift, um den Iran abzuschrecken, dann werden wir weitere Eskalationen sehen, die die Interessen der Welt bedrohen werden«, sagte bin Salman. »Die Ölversorgung wird unterbrochen und die Ölpreise werden auf unvorstellbar hohe Zahlen steigen, die wir in unserem Leben noch nicht gesehen haben.«
Mitte September hatten mehrere Raketen oder Drohnen zwei der wichtigsten Ölanlagen im Osten Saudi-Arabiens getroffen. In der Folge brach die saudische Ölproduktion drastisch ein, die Ölpreise schossen auf dem Weltmarkt in die Höhe. Deutschland, Frankreich und Großbritannien waren vergangene Woche der US-Einschätzung gefolgt, dass Teheran für die Attacke Verantwortung trage. Zu dem Angriff hatten sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen bekannt, was von den USA als falsches Bekenntnis gewertet wurde. Teheran jedoch weist die Vorwürfe zurück.
Der Angriff habe nicht das Herz der saudischen Energieindustrie, sondern das Herz der globalen Energieindustrie getroffen, sagte Kronprinz Salman. Er fügte aber hinzu: »Eine politische und friedliche Lösung ist viel besser als eine militärische.« Alle wollten eine neue Vereinbarung mit dem Iran, Teheran aber wolle nicht verhandeln. Wenn der Iran die Unterstützung der Huthis einstellen würde, wäre eine politische Lösung viel leichter zu erreichen.
Saudi-Arabien war im März 2015 mit weiteren arabischen Staaten in den Krieg im südlichen Nachbarland Jemen eingetreten. Das sunnitische Königreich will den Einfluss seines schiitischen Erzrivalen Iran zurückdrängen. Kronprinz Salman zeigte sich optimistisch, einen Friedensvertrag zu erreichen. »Wenn ich ein Pessimist wäre, dann sollte ich meinen Posten verlassen und woanders arbeiten.«