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Klingbeil: Putin nicht Deutungshoheit über 8. Mai überlassen

Der SPD-Chef räumt Fehler im Umgang mit Russland ein und warnt davor, Putin die Interpretationshoheit über den historisch bedeutsamen 8. Mai zu überlassen. Russland dürfe nicht die Geschichte verfälschen, so Klingbeil.

Lars Klingbeil
SPD-Chef Lars Klingbeil räumte ein, dass in der Vergangenheit im Umgang mit Russland Fehler gemacht wurden. Foto: Christophe Gateau
SPD-Chef Lars Klingbeil räumte ein, dass in der Vergangenheit im Umgang mit Russland Fehler gemacht wurden.
Foto: Christophe Gateau

SPD-Chef Lars Klingbeil hat davor gewarnt, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Deutungshoheit über den 8. Mai zu überlassen.

»Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland die Geschichte verfälscht. Und wir dürfen nicht zulassen, dass Putin versucht, die Interpretationshoheit über diesen 8. Mai, aber auch über den Krieg zu erlangen«, sagte er mit Blick auf den russischen Angriff gegen die Ukraine. Deshalb sei es richtig gewesen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit seiner Fernsehansprache deutlich gemacht habe, »warum wir in diesen Tagen, in diesen Wochen an der Seite der mutigen Ukrainerinnen und Ukrainer stehen und warum wir ihnen helfen«.

In Russland wird der Tag des Sieges über den Nationalsozialismus an diesem Montag gefeiert, mit einer Militärparade und einer Rede von Putin. Er hat den Überfall auf die Ukraine mit dem Vorwurf begründet, das Land vom Nazismus befreien zu wollen - für den Vorwurf gibt es aber keine tragfähigen Anhaltspunkte.

»Wir hätten eher abbiegen müssen«

Zugleich räumte Klingbeil ein, dass in der Vergangenheit im Umgang mit Russland Fehler gemacht wurden. »Wir hatten immer einen politisch-gesellschaftlichen Konsens in diesem Land, dass wir eng an der Seite Russlands stehen wollen«, sagte er im Sender Phoenix. »Da haben wir einen Fehler gemacht. Wir hätten eher abbiegen müssen«, sagte er. Klingbeil erinnerte an die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014, den Mordversuch am russischen Oppositionellen Alexej Nawalny und den Mord an einem antirussischen Tschetschenien-Kämpfer in Berlin. »Das waren alles Zeichen dafür, dass wir politisch anders hätten mit Russland umgehen müssen.«

Aus diesen Fehlern müssten Rückschlüsse gezogen werden, nicht nur mit Blick auf Russland. »Wenn es zum Beispiel um den Umgang mit China geht, dann müssen wir heute anders auftreten und kritischer sein«, sagte Klingbeil.

© dpa-infocom, dpa:220509-99-209707/3