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Johnson für Handelsabkommen mit EU nach Kanada-Vorbild

Noch ist unklar, wie die genauen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU künftig aussehen werden. Britische Medien liefern nun einen ersten Vorgeschmack, welche Vorstellungen Premierminister Boris Johnson etwa von einem Handelsabkommen hat.

Brexit
Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, verlässt den Regierungssitz in der Downing Street. Foto: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa
Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, verlässt den Regierungssitz in der Downing Street. Foto: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa

London (dpa) - Premierminister Boris Johnson will Großbritannien von der Bindung an EU-Regeln freimachen. Dafür nehme er auch Grenzkontrollen in Kauf, zitierten britische Medien in der Nacht zum Sonntag nicht näher genannte Regierungsquellen.

Der Premier wäre zu einem Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union nach dem Vorbild Kanadas bereit, hieß es weiter. Er wolle seine Verhandlungsziele für die anstehenden Gespräche über die künftige Beziehung zur Europäischen Union in einer Rede vorstellen.

Johnson spricht am Montagvormittag vor Unternehmern und Botschaftern zu diesem Thema, wie eine Regierungssprecherin der Deutschen Presse-Agentur in London bestätigte. Zum genauen Inhalt wollte sie sich nicht äußern. Erst kürzlich hatte der »Telegraph« berichtet, dass Johnson die Souveränität wichtiger sei als reibungsloser Handel. Dafür würde er Handelsschranken wie Zölle akzeptieren.

Der Premier wolle die Karten auf den Tisch legen und in Brüssel ein Freihandelsabkommen nach dem Kanada-Modell vorschlagen, wie die Nachrichtenagentur PA nun berichtete. Der Vertrag zwischen der EU und Kanada enthält viele Handels- und Zollerleichterungen. Im Gegenzug wolle Johnson die EU-Standards beim Umweltschutz, bei Arbeitnehmerrechten und Lebensmittelhygiene nicht lockern.

Auch der EU-Chefunterhändler Michel Barnier wird am Montag vorstellen, was er in den Gesprächen mit London erreichen will. Sein genaues Mandat bestimmen jedoch die 27 bleibenden EU-Staaten.

Nach dem Ausscheiden aus der EU in der Nacht zum Samstag ist Großbritannien in eine Übergangsphase eingetreten, in der fast alles wie vor dem Brexit bleibt. Bis Ende des Jahres wollen sich beide Seiten auf Regeln für die künftigen Beziehungen einigen. Gelingt das nicht, droht wieder ein harter Bruch. Kritiker halten die Übergangsphase angesichts der komplexen Themen für zu kurz. Eine Verlängerung ist zwar möglich, wird aber von Johnson strikt abgelehnt. Die Verhandlungen zwischen der EU und Kanada über ein Freihandelsabkommen hatten mehrere Jahre gedauert.