KÖLN. Die vielleicht wichtigste Botschaft des Abends für den Berliner Politikbetrieb: Rezo plant keine politische Karriere. Aber er kann sich durchaus vorstellen, nochmal ein politisches Video zu machen, so wie »Die Zerstörung der CDU«.
Am Donnerstabend plauderte der zurzeit wohl gefragteste Youtuber ein lockeres Viertelstündchen mit dem ZDF-Satiriker Jan Böhmermann. Böhmermann begrüßte seinen Gast mit den Worten »Hey, Rezo, du alter Zerstörer!« Das Video »Die Zerstörung der CDU« ist inzwischen fast 15 Millionen Mal geklickt worden. Rezo hatte es kurz vor der Europawahl herausgebracht und damit eine breite Debatte über die Klimapolitik ausgelöst.
Danach wurde er wohl in so ziemlich jede Talkshow eingeladen, entschied sich aber für Böhmermann, wie dieser nicht ohne Stolz verkündete. Aufgezeichnet wurde die Show bereits am Mittwoch, wie immer in einem abgewrackten ehemaligen Teppichgeschäft in einem Hinterhof in Köln-Ehrenfeld - wo die Grünen bei der Europawahl 40 Prozent holten.
»Ich grill' dich heute Abend richtig«, versprach Böhmermann gleichwohl in einem am Nachmittag vorab verbreiteten Kurzvideo. Zwar könne er die Kritik an Rezo eigentlich nicht recht nachvollziehen, sehe dahinter eher gekränkten Stolz und verletzte Eitelkeit, aber dennoch wolle er versuchen, »auch kritische Fragen zu stellen«.
Rezo - mit wie gehabt blauem Haarkamm, aber diesmal im blass pinken statt orangefarbenen Kapuzenpulli - hatte im Ehrenfelder Studio dann aber eher ein Heimspiel. Die »Greta Thunberg des Internets« - wie er in einer Einblendung bezeichnet wurde - konnte sich der Sympathie des Gastgebers sicher sein. Auffallend am Rande: Manchmal spricht Rezo mit verblüffend hoher Stimme, von Böhmermann treffend als »Hund-im-Raum-Stimme« bezeichnet.
Rezo versicherte, dass er die Resonanz seines Videos nicht im entferntesten vorhergesehen habe. Er kritisierte »dies Hin und Her (...) von den CDU-Leuten, also zum einen dieses Mix aus «Ich will den Typen schlecht reden, aber irgendwie muss ich auch zeigen, dass ich reden will».« So habe CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak zunächst gesagt, dass seine Quellen in dem Video eine Vermischung von Pseudofakten seien, dann wiederum, dass die Quellen gut gewesen seien. Noch immer empfange er widersprüchliche Signale aus der CDU. Scharfe Angriffe wechselten sich mit Annäherungsversuchen ab.
Das Video habe er aus reinem Interesse gemacht und sei weder von Unternehmen noch von den Grünen dafür bezahlt worden, stellte er klar. Überhaupt nicht verstanden habe er, was die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrem »Meinungsmache«-Vorwurf und ihrer Forderung nach Regeln im Internet gemeint habe. »Hätt ich's jetzt ausgedruckt, denselben Text, und wär auf den Marktplatz gegangen, hätt' ich das auch machen dürfen. Da gibt's ja keine Regel, die da jetzt gegen spricht.«
Am Ende gab Böhmermann (38) seinem circa zehn Jahre jüngeren Gast den Rat: »Mit der Politik musst du wirklich aufpassen, das kann einem um die Ohren fliegen.« Rezo versicherte, er wolle jetzt erstmal runterkommen. »Das war die letzten Wochen echt saustressig.« (dpa)