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Geheimdienste: Putin von Beratern falsch informiert

Wie umfassend sind die Kenntnisse des russischen Präsidenten über die Lage in der Ukraine wirklich? Westliche Geheimdienste mutmaßen, Putins Berater verschwiegen aus Angst die Wahrheit.

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Russlands Präsident Wladimir Putin während eines Gesprächs in Moskau. Foto: Mikhail Klimentyev
Russlands Präsident Wladimir Putin während eines Gesprächs in Moskau.
Foto: Mikhail Klimentyev

Der russische Präsident Wladimir Putin ist nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste falsch über die Lage in der Ukraine informiert worden.

Putins Berater hätten Angst, ihm die Wahrheit zu sagen, sagte der Chef der britischen Geheimdienstbehörde GCHQ, Jeremy Fleming, bei einem Besuch in Australien. Dennoch müsse dem Kreml das Ausmaß der Fehleinschätzungen klar sein. Zuvor hatte sich die US-Regierung ähnlich geäußert.

In Washington sagte die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Kate Bedingfield unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, Putin habe sich vom russischen Militär getäuscht gefühlt. Das verursache andauernde Spannungen zwischen dem Kremlchef und der militärischen Führung. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte, es sei Anlass zur Sorge, wenn Putin falsch oder nicht informiert sei über die Vorgänge in der Ukraine.

Fleming sagte in Canberra, die russischen Streitkräfte seien zutiefst demoralisiert. »Wir haben gesehen, wie sich russische Soldaten – knapp an Waffen und Moral – weigerten, Befehle auszuführen, ihre eigene Ausrüstung sabotierten und sogar versehentlich ein eigenes Flugzeug abschossen.« Es gebe logistische Fehler, viele russische Opfer sowie Chaos innerhalb der militärischen Führung. »Wir haben gesehen, wie Putin sein eigenes Volk belogen hat, um militärische Inkompetenz zu verbergen«, sagte Fleming in seiner Rede an der Australian National University, die Government Communications Headquarters (GCHQ) in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichte.

Fehler mit noch mehr Härte wettmachen

Putin habe sowohl den Widerstand der Ukrainer als auch die Geschlossenheit des Westens und die Folgen der Sanktionen unterschätzt. »Er hat die Fähigkeiten seines Militärs überschätzt, einen schnellen Sieg zu erringen.«

Nun versuche Putin, die Fehler mit noch mehr Härte wettzumachen, auch in Russland selbst, sagte Fleming. »Er strebt nach brutaler Kontrolle über Medien und dem Zugang zum Internet, er strebt danach, die Stimmen der Opposition zu unterdrücken, und er investiert viel in Propaganda und verdeckte Aktivitäten.«

Fleming sagte, es sei volle Absicht, dass westliche Geheimdienste zahlreiche Informationen freigeben. Damit solle sichergestellt werden, dass die Wahrheit gehört werde, sagte der Behördenchef. Vor allem britische und US-Geheimdienste hatten bereits vor Beginn der russischen Invasion in seltener Offenheit vor einem Angriff gewarnt und veröffentlichen seit Kriegsbeginn regelmäßig Informationen.

Kreml: Westliche Geheimdienste verstehen Putin nicht

Unterdessen wies der Kreml westliche Geheimdienst-Erkenntnisse zurück, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin falsch über die Lage in der Ukraine informiert worden sein soll. »Es zeigt sich, dass weder das Außenministerium (der USA) noch das (US-Verteidigungsministerium) Pentagon echte Informationen darüber haben, was im Kreml passiert«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. »Sie verstehen einfach nicht, was im Kreml passiert. Sie verstehen Präsident Putin nicht. Sie verstehen den Mechanismus von Entscheidungen nicht. Sie verstehen den Stil unserer Arbeit nicht.«

Peskow fügte hinzu: »Das ist nicht einfach nur schade. Das macht uns Sorgen. Denn so ein völliges Missverständnis führt nur zu Fehlentscheidungen, zu leichtsinnigen Entscheidungen, die sehr schlimme Folgen haben.«

Rede GCHQ-Chef Fleming

© dpa-infocom, dpa:220331-99-740621/3