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Frankreich und Großbritannien wollen Partnerschaft stärken

Das Verhältnis zwischen Frankreich und Großbritannien war lange kühl. Nun setzen beide Länder auf eine engere Zusammenarbeit - und die Politiker auf warme Worte und auch Körperkontakt.

Sunak zu Besuch in Paris
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r) hat den britischen Premierminister Rishi Sunak im Élysée-Palast empfangen. Foto: Kin Cheung
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r) hat den britischen Premierminister Rishi Sunak im Élysée-Palast empfangen.
Foto: Kin Cheung

Paris und London wollen nach jahrelangen Zankereien rund um den Brexit mit einem frischen Start ihre Beziehungen verbessern. Eine engere Zusammenarbeit soll es bei der Verteidigung, der Energieversorgung und der Eindämmung unerwünschter Migration geben, wie Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und der britische Premierminister Rishi Sunak am Freitag nach einem Treffen mit Kabinettsmitgliedern beider Länder in Paris sagten.

Nachdem die Beziehung der Staaten jahrelang teils schwierig war, sagte Macron: »Das ist eindeutig ein Moment der Wiederannäherung, der Neuverbindung und des Neubeginns.« Konkret sprachen sich die beiden dafür aus, die Regierung in Kiew für einen Ausweg aus dem russischen Angriffskrieg zu stärken. »Wir müssen unsere ukrainischen Freunde in die bestmögliche Situation bringen, damit sie den Zeitpunkt und die Bedingungen der Verhandlungen bestimmen«, sagte Macron. Sunak betonte, eine künftige Lösung sei allein Sache der Ukraine. Man wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinnt. Deshalb würden Waffen geliefert und Soldaten ausgebildet. Ziel sei eine erfolgreiche Gegenoffensive. Macron sagte auch: »Wir tun alles, damit dieser Krieg sich nicht ausdehnt, sich nicht weltweit ausbreitet.«

Zusammenarbeit in der Verteidigung

Macron betonte zudem, dass Frankreich und Großbritannien ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich im Rahmen der strategischen Autonomie ausbauen wollten. Über den Ukraine-Konflikt hinaus gehe es darum, die gemeinsame militärische Kapazität zu erhöhen und die Kooperationsfähigkeit im technischen und operationellen Bereich und in der Truppe zu erhöhen. Projekte zur gemeinsamen Entwicklung einer neuen Anti-Schiffsrakete und von Marschflugkörpern seien im Gange. Ein weiterer Punkt sei die Kombinierbarkeit der Luftverteidigungssysteme.

Paris und London wollen auch beim Streitpunkt Migration enger zusammenarbeiten. Großbritannien will im Kampf gegen unerwünschte Migration über den Ärmelkanal in den nächsten drei Jahren über eine halbe Milliarde Euro an Frankreich zahlen. Damit solle ein neues Internierungslager in Nordfrankreich finanziert werden, kündigte Sunak an. Auch eine neue Kommandozentrale soll mit den 541 Millionen Euro entstehen, außerdem sollen 500 zusätzliche Grenzbeamte sowie moderne Drohnen und Überwachungstechnologie eingesetzt werden. Sunak betonte, es handele sich um eine gemeinsame Herausforderung.

Brexit-Verhandlungen haben Spuren hinterlassen

Das britisch-französische Verhältnis war über Jahre angespannt, besonders nach dem Brexit. London und Paris stritten über Migranten und über Fischerei-Lizenzen. Macron galt in den Brexit-Verhandlungen als harter Gegenspieler des damaligen britischen Premiers Boris Johnsons. Schwer belastet wurde die Beziehung auch durch einen Sicherheitspakt, den London mit den USA und Australien im Indopazifik schloss und der ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft Australiens mit Frankreichs platzen ließ.

Sunak und Macron wollen die Vergangenheit nun scheinbar hinter sich lassen. In Paris zeigten sie sich betont herzlich. Die beiden tauschten Rugbytrikots aus, teilten sich einen Regenschirm und umarmtem sich gleich zwei Mal bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Paris. Er sei glücklich, gleichzeitig mit Macron dienen zu dürfen, sagte Sunak. Sein Statement schloss er mit den Worten »Merci, mon ami«, also »Danke, mein Freund«.

© dpa-infocom, dpa:230310-99-907145/3