GENF. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan ist im Alter von 80 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Dies teilte seine Stiftung am Samstag mit. Er habe »während seines gesamten Lebens für eine gerechtere und friedlichere Welt« gekämpft, heißt es in der Mitteilung der Stiftung.
Seine Frau Nane und die drei Kinder seien in seinen letzten Tagen an seiner Seite gewesen. Annan starb in einem Krankenhaus in Bern in seiner Wahlheimat Schweiz.
Im Jahr 1997 war der Ghanaer als erster Mann aus Subsahara-Afrika UN-Generalsekretär geworden. Fünf Jahre später hatte er sich international einen solch guten Ruf erworben, dass seine Wiederwahl unumstritten war. 2001 erhielt er zusammen mit den Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis. Seine Amtszeit endete 2006.
Der amtierende UN-Generalsekretär Antonio Guterres nannte Annan in einer Stellungnahme einen »treibende Kraft des Guten«. Er habe die Vereinten Nationen »mit beispielloser Würde und Entschlossenheit« in das neue Jahrtausend geleitet.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilte mit, Annan habe sie und viele andere »mit seinen Ideen, seinen aufrechten Überzeugungen und nicht zuletzt seinem Charisma« inspiriert. Er sei ein »herausragender Staatsmann im Dienste der Weltgemeinschaft« gewesen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte. »Er hatte die besondere Gabe, sich des Leids eines jeden Einzelnen ebenso anzunehmen wie den großen Fragen der internationalen Ordnung«, schrieb Steinmeier über Annan.
Auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron würdigte die Lebensleistung Annans. »Wir werden weder seinen ruhigen und entschlossenen Blick noch die Kraft seiner Kämpfe vergessen«, twitterte Macron.
Der russische Präsident Wladimir Putin sendete ein Beileidstelegramm, das der Kreml am Samstag veröffentlichte. »Besonders bedeutend war sein persönlicher Beitrag zum Ausbau des friedenserhaltenden Potenzials der UN und zur Beilegung einer Reihe regionaler Konflikte«, schrieb Putin. »Die Russen werden im Herzen immer seiner gedenken.« US-Präsident Donald Trump hat sich bisher nicht zum Tod von Annan geäußert.
In seinen zehn Jahren an der Spitze der Vereinten Nationen galt Annan als das moralische Gewissen der Welt. Er setzte sich mit Charisma und diplomatischem Geschick für Arme und Unterdrückte ein, warb für Frieden und Gerechtigkeit und bot den USA im Streit um den Irakkrieg die Stirn.
Immer wieder bekam er aber auch die Ohnmacht der Weltorganisation zu spüren. Sein letzter Einsatz wurde zu einem schweren Misserfolg. Fast sechs Monate lang versuchte Annan als UN-Sondergesandter, eine Lösung für den Syrienkonflikt zu finden und den Krieg zu einem Ende zu führen. Doch die Interessensgegensätze der syrischen und ausländischen Kriegsparteien waren zu groß.
Auch im Rahmen der von ihm gegründeten Stiftung setzte sich Annan für Frieden und für eine nachhaltige Entwicklung in der Welt ein. »Der Klimawandel bedroht uns alle«, warnte Annan 2013. »Ich appelliere an alle, an Regierungen, Institutionen, Zivilgesellschaft und jeden Einzelnen, die Anstrengungen zu verdoppeln.« (dpa)