In der völlig zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Medienberichten zufolge für heute die Evakuierung von Zivilisten aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal geplant.
Es sei eine »Operation« geplant, um die eingeschlossenen Menschen zu retten, berichtete die ukrainische Zeitung »Ukrajinska Prawda« unter Berufung auf eine Quelle im Präsidialamt. Ein erster Evakuierungsversuch am Donnerstag sei gescheitert, weil russische Truppen gezielt ein Lazarett auf dem Werksgelände beschossen hätten. Von offizieller Seite gab es für die Meldung zunächst keine Bestätigung.
Der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Bojtschenko, äußerte die Hoffnung, dass bei den weiter andauernden »Verhandlungsprozeduren« eine Übereinkunft zur Evakuierung von Zivilisten aus Mariupol zustande kommen könnte. In dem belagerten Stahlwerk gebe es fast keine Lebensmittel, Wasser und Medikamente mehr, sagte Bojtschenko nach Angaben der ukrainischen Agentur Unian. »Hier geht es schon nicht mehr um Tage, sondern um Stunden.«
Kämpfer und Zivilisten im Stahlwerk verschanzt
Mariupol am Asowschen Meer war kurz nach Beginn des Kriegs Ende Februar von russischen Truppen belagert und später weitgehend eingenommen worden. Im Stahlwerk der strategisch wichtigen Stadt sollen sich neben den Zivilisten auch mehrere Hundert ukrainische Kämpfer verschanzt haben. Russland hatte zuletzt einen Fluchtkorridor für alle Eingeschlossenen abgelehnt. Die Zivilisten dürften gehen, hieß es aus dem Kreml. Den Militärs aber werde kein freier Abzug gewährt.
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