Logo
Aktuell Inland

Erneut Angriff auf Zeltlager von Exil-Iranern

Erneuter Zwischenfall in einem Protest-Lager von Exil-Iranern in Berlin: Ein junger Mann macht sich erst an den Transparenten zu schaffen und bedroht die Demonstrierenden dann mit einem Messer.

Iran-Demonstration
Eine Demo in Berlin für Solidarität mit den Protestierenden im Iran (Archivbild). Foto: Christoph Soeder
Eine Demo in Berlin für Solidarität mit den Protestierenden im Iran (Archivbild).
Foto: Christoph Soeder

Ein 26-jähriger Mann hat in Berlin Exil-Iraner angegriffen, die mit einem Zeltlager für Frauenrechte und Demokratie in ihrem Heimatland demonstrieren. Der Täter hatte ersten Erkenntnissen zufolge am Samstagabend zunächst Transparente der Aktivisten zerstört, wie die Polizei mitteilte. Als diese ihn zur Rede stellten, habe er sie mit einem Messer bedroht. Verletzt wurde niemand. Die Polizei nahm den Mann fest und leitete ein Strafverfahren ein. Außerdem wurde der Staatsschutz eingeschaltet. Dieser ermittelt immer dann, wenn ein politisches Motiv vermutet wird.

Der Angreifer sei nach der Aufnahme der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Der Mann sei deutscher Staatsbürger. Zum Hintergrund der Tat wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Angaben der Gruppierung Feminista Berlin, die vor einigen Wochen das Protestzeltlager vor der Bundesgeschäftsstelle der Grünen in Berlin-Mitte errichtet hat, waren zum Zeitpunkt des Angriffs neun Aktivisten vor Ort. Insgesamt hätten sich vier Personen, zwei Männer und zwei Frauen, an den Transparenten zu schaffen gemacht. Einer der Männer habe die Gruppe dann mit einem Messer bedroht.

Bereits vor zwei Wochen gab es eine Attacke

Die Polizei geht einem Sprecher zufolge inzwischen davon aus, dass lediglich der 26-Jährige für die Beschädigung und die Bedrohung verantwortlich ist. Ein Begleiter sei als Zeuge vernommen worden.

Sie hätten Glück gehabt, dass in dem Moment zufällig eine Polizeistreife vor Ort gewesen sei, sagte eine Aktivistinnen in der Nacht zum Sonntag.

Die Aktivisten fordern mit ihrem Protestcamp die Partei von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf, den Iran politisch zu isolieren und die von Baerbock angekündigte feministische Außenpolitik umzusetzen. Im Iran protestieren seit Mitte September Menschen gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem. Auslöser war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam.

Vor etwa zwei Wochen war vor der iranischen Botschaft in Berlin eine Mahnwache von Unbekannten angegriffen worden. Bei der Auseinandersetzung zwischen den vier anwesenden Aktivisten und den vermummten Angreifern wurden drei Männer verletzt. Ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Taten gibt, war nach Polizeiangaben zunächst völlig unklar.

© dpa-infocom, dpa:221113-99-498279/3