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Die Maskenpflicht kommt: Zieht Deutschland mit?

Aus Asien kennt man längst Bilder von Menschen, die mit Mundschutz unterwegs sind. So soll nun auch hier das Coronavirus gebremst werden. Doch die Maskenpflicht wird unterschiedlich interpretiert - und fällt in eine Zeit, in der die Disziplin zu bröckeln scheint.

Maskenpflicht
Foto: Peter Kneffel/dpa Foto: Peter Kneffel
Foto: Peter Kneffel/dpa
Foto: Peter Kneffel

BERLIN. In ganz Deutschland beginnt in der kommenden Woche - zumindest offiziell - die Zeit der Masken. In Bussen und Bahnen und beim Einkaufen gilt dann weitgehend einheitlich: Aber bitte mit Maske.

Zum Schutz von Mund und Nase reicht aber auch ein Schal oder ein Tuch. In manchen Ländern drohen saftige Strafen - anderswo setzt man nur auf den sozialen Druck. Das Ziel ist dasselbe: Die Corona-Ansteckungsrate zu drücken, auch wenn die Menschen wieder mehr vor die Türe gehen. Denn der Erreger Sars-CoV-2 wird per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen.

In einigen Ländern gilt die Pflicht auch schon, Vorreiter war Sachsen. Die meisten ziehen am Montag nach, als letztes Bundesland folgt am Mittwoch Schleswig-Holstein. In den allermeisten Ländern gilt dann: im öffentlichen Personennahverkehr sowie beim Einkaufen müssen die Bürger einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Bayern streng, Berlin eher lax

Das ist ernst gemeint. Besonders streng ist Bayern: Bei fehlendem Mund-Nase-Schutz in Bussen, Bahnen und Geschäften werden 150 Euro fällig. Für Ladenbesitzer, die nicht sicherstellen, dass ihr Personal Maske trägt, sind sogar 5000 Euro Bußgeld vorgesehen. Die meisten anderen Länder gehen es erst mal etwas lockerer an, behalten sich aber vor, mit Bußgeldern nachzulegen. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel gilt: Händler dürfen Kunden, die keine Maske tragen, den Zugang verwehren. Die Berliner dagegen müssen nur in Bus und Bahn Mund-Nase-Schutz tragen, nicht beim Einkaufen. Strafen drohen auch keine - abgesehen von bösem Blicken der Mitmenschen vielleicht.

Die Ungeduld wächst - und jetzt auch noch Masken?

Nicht alle sind davon überzeugt, dass eine Pflicht, Stoff vor dem Gesicht zu tragen, sinnvoll oder verhältnismäßig ist. »Masken waren erst unnötig, dann waren sie Virenschleudern, dann waren sie eine Höflichkeitsgeste, dann waren sie ein dringendes Gebot, und heute gibt es eine Maskenpflicht«, sagte FDP-Chef Christian Lindner vergangene Woche im Bundestag, sprach von »Mitteln des Mittelalters«.

Fest steht: Die Sehnsucht nach Normalität wächst - und die Unzufriedenheit. Die einen drehen am Rad, weil sie rund um die Uhr ihre kleinen Kinder betreuen müssen oder der Heim-Unterricht mit den größeren schlecht läuft. Auf Facebook tun sich Tausende Eltern zusammen, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, Eltern-Demos werden organisiert. Andere vereinsamen. Viele bangen um ihren Job - jedes fünfte Unternehmen befürchtet, Insolvenz anmelden zu müssen.

Doch Politiker warnen vor zu schnellen Lockerungen und mahnen: Auch mit Maske gilt weiter das Gebot, mindestens eineinhalb Meter Abstand voneinander zu halten. Die Befürchtung ist groß, dass es zu einer zweiten Infektionswelle kommt, jetzt, da viele Läden wieder geöffnet haben und in den Schulen schrittweise der Unterricht wieder beginnt. Und sich der Eindruck aufdrängt, dass die Disziplin bröckelt.

Auf Facebook, Twitter und in anderen Netzwerken machten am Wochenende Bilder von gut gefüllten Parks und Plätzen die Runde, auch das Absperrband an Spielplätzen verfehlte teils seine Wirkung. Dazu kamen Demos gegen die Beschränkungen - allein in Berlin-Mitte versammelten sich mehr als Tausend Menschen, auch in anderen Städten gab es Proteste. Im bayerischen Landkreis Miltenberg deckte die Polizei gleich zwei illegale Friseurgeschäfte in Wohnhaus-Kellern auf. Und nun noch die Maskenpflicht obendrauf?

Die Maske als Statement

Viele nehmen das auch mit Humor - oder nutzen das Stück Stoff für ein persönliches Statement, vom Fußballclub des Herzens über aufgemalte Schnauzbärte bis zum Lokalpatriotismus. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kam mit einer Mundschutzmaske mit weißblauem Bayern-Design in den Landtag, sein baden-württembergischer Amtskollege Winfried Kretschmann (Grüne) trägt in Zeitungsanzeigen einen Mund-Nasen-Schutz mit den drei Löwen des Landeswappens.

Wichtig dabei: Mund und Nase sollten bedeckt sein, der Stoff recht eng an der Wange anliegen. Vor dem An- und Abziehen sollte man sich gründlich und mit Seife die Hände waschen, rät das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Und waschen sollte man Stoffmasken auch regelmäßig.

Aber woher bekommt man die Masken? Die einen werden von Mutter oder Oma versorgt, andere nähen selbst für sich und den kompletten Freundes- und Bekanntenkreis, bestellen ist längst auch kein Problem mehr. Der Berliner Senat schaltete einen Online-Marktplatz frei, wo Schneidereien und Firmen Modelle in unterschiedlichen Preisklassen anbieten. Große Supermarktketten wollen Alltagsmasken ins Sortiment nehmen. Das Internet quillt über mit Ideen und Anleitungen. Star-Designer Guido Maria Kretschmer lädt zum »Maskenball« und präsentiert auf seine Homepage ein Schnittmuster zum Selbermachen.

Besonders komfortabel kommen die rund eine Million Saarländer an ihren Mundschutz: Dort ließ die Landesregierung am Wochenende fünf Millionen Masken an die Kommunen verteilen, die zum Start der Pflicht dann in allen Städten und Gemeinden entweder per Einwurf in den Briefkasten oder in Ausgabestellen zu ihren Trägern finden sollen. (dpa)

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