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Deutschland im Rennen um besten Klimaschutz zurückgefallen

Weiter ist kein Staat auf einem vorbildlichen Weg, die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen. Skandinavische Staaten glänzen in einem neuen Ranking. China und die USA landen dagegen weit unten.

Klimaschutz-Index 2023
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Foto: Patrick Pleul
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG).
Foto: Patrick Pleul

Im Rennen um den weltweit besten Klimaschutz ist Deutschland leicht zurückgefallen. Im neuen Klimaschutz-Index 2023 liegt die Bundesrepublik auf Rang 16 - nach Platz 13 im Vorjahr.

Bewertet wurden die Bemühungen von 59 Ländern und der EU. Herausgegeben wurde der Index am Montag von den Umweltorganisationen Germanwatch und Climate Action Network sowie dem NewClimate Institute. Er erfasst 92 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen.

Wie schon in den Vorjahren bleiben die ersten drei Plätze leer - weil den Autoren zufolge kein Land genug für den Klimaschutz macht, um in allen Kategorien eine sehr gute Bewertung zu erzielen. Dänemark führt zum zweiten Mal in Folge das Ranking an, gefolgt von Schweden, Marokko, Chile, Indien sowie Estland und Norwegen.

Die Ergebnisse wurden auf der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich vorgestellt. Das UN-Treffen mit etwa 45.000 registrierten Teilnehmern dauert noch bis Ende der Woche. Ein Streitpunkt sind Forderungen armer Staaten nach Schadenersatz für erlittene Klimaschäden.

Deutschland nur »mäßig« in vielen Kategorien

Deutschland erhält im Klimaschutzindex ein gutes Rating bei den Treibhausgasemissionen. Doch in puncto erneuerbare Energie, Energienutzung und Klimapolitik reicht es nur für ein »mäßig«. Die Expertinnen und Experten schreiben, Hauptgründe für die insgesamt schlechtere Bewertung seien »der verlangsamte Ausbau von erneuerbaren Energien bis 2020 und der hohe Anstieg der Emissionen im Verkehrssektor im Jahr 2021«.

Ausdrücklich rügen die Fachleute auch die Reaktion der Bundesregierung auf die vom Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise - etwa dass sich Deutschland an Länder wie Senegal oder Kolumbien wendet, um dort die Suche nach neuen Gasreserven bzw. einen zusätzlichen Kohleabbau zu unterstützen. Die Fachleute fordern von der Regierung auch einen schnelleren Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle, keine weiteren Subventionen für diese fossilen Brennstoffe und eine verstärkte Förderung erneuerbarer Energieträger.

Kurz vor dem Start der UN-Beratungen in Ägypten hatte auch der unabhängige Expertenrat die deutschen Klimaschutzbemühungen als unzureichend bemängelt. Ihr Fazit: Unwahrscheinlich, dass Deutschland sein Ziel noch schaffen kann, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent zu senken, im Vergleich zu 1990.

Nur drei G20-Staaten gut beurteilt

Laut dem Klimaschutzindex sind nur drei G20-Staaten unter den gut beurteilten Ländern: Indien, das sich um zwei Plätze auf Rang 8 verbessert, Großbritannien (11) und Deutschland (16). Insgesamt zwölf Länder erhalten ein schlechtes oder sehr schlechtes Rating. Kanada (Platz 58), Russland (59) und Saudi Arabien (62) zeigen die schlechteste Leistung innerhalb der G20. Die Experten erklären ernüchtert: »Die aktuelle Energiekrise zeigt deutlich die weltweite Abhängigkeit von fossilen Energien. Dabei sind erneuerbare Energien bereits heute wirtschaftlicher als neugebaute konventionelle Kraftwerke.«

Die EU als Ganzes verbessert sich im Vergleich zu 2021 um drei Plätze auf Rang 19 und bekommt ein mäßiges Rating. Insgesamt werden neun EU-Staaten mit Gut bewertet. Im Vergleich zum letzten Jahr verbessert sich Spanien in allen vier Kategorien und springt auf Rang 23 (letztes Jahr: 34). Im Gegensatz dazu verschlechtert Frankreich seine Leistung und rutscht auf Platz 28. Ungarn (Platz 53) und Polen (54) sind die letzten verbleibenden EU-Länder mit sehr schlechter Einstufung.

China verschlechtert sich deutlich

China, mengenmäßig größter CO2-Emittent weltweit, verschlechterte sich um gleich 13 Plätze auf Rang 51. Zur Begründung hieß es unter anderem, die Klimapolitik des Riesenreichs sei nicht konkret genug. Auch seien die Ziele nicht mit dem 2015 in Paris vereinbarten Ziel vereinbar, die Erderwärmung auf unter zwei Grad, besser 1,5 Grad, zu senken im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Zwar zeige die Volksrepublik ein starkes Wachstum beim Ausbau erneuerbarer Energien, aber es investiere zugleich in neue Kohlekraftwerke.

Die USA, das Land mit dem mengenmäßig zweitgrößten Ausstoß von Treibhausgasen, verbessert sich um drei Ränge auf Platz 52 - und erhält damit erneut ebenfalls eine sehr schlechte Gesamtbewertung. Viele neue Verpflichtungen zum Klimaschutz seien zu begrüßen, doch sei die Umsetzung schleppend, hieß es. Als Hauptmanko werden der heimische Abbau fossiler Brennstoffe genannt sowie massive Subventionen für Öl, Gas und Kohle.

© dpa-infocom, dpa:221114-99-512289/3