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Corona-Testpflicht für Reisende aus China nach Deutschland

Wegen der rasant gestiegenen Corona-Zahlen in China führt nun auch Deutschland eine Testpflicht für Einreisende ein. Dabei bleibt umstritten, ob die Infektionswelle hierzulande überhaupt gefährlich ist.

Passagiere
Passagiere auf dem Flughafen in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler
Passagiere auf dem Flughafen in Frankfurt am Main.
Foto: Boris Roessler

Wer aus China nach Deutschland reisen will, muss sich künftig vor dem Flug auf Corona testen lassen. Wegen der chinesischen Corona-Welle mit sehr hohen Infektionszahlen will Deutschland - wie andere Länder auch - eine Testpflicht einführen. Das teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstag mit. »Die Einreise ist nur gestattet mit einem negativen Test«, sagte der SPD-Politiker. Mindestens soll ein Antigenschnelltest gemacht werden.

Damit setzt Deutschland eine Empfehlung aus Brüssel um. Gesundheitsexperten der 27 EU-Staaten hatten sich am Mittwochabend zwar nicht auf eine Testpflicht verständigen können, dazu aber nachdrücklich geraten. Zudem empfehlen die Experten auch das Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord der Flugzeuge aus China.

Hintergrund ist eine gewaltige Infektionswelle in der Volksrepublik. Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte das bevölkerungsreichste Land Anfang Dezember seiner Null-Covid-Politik abrupt beendet. Seitdem haben sich bereits mehrere Hundert Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Die Krankenhäuser sind überfüllt, Fieber- und Erkältungsmedikamente häufig ausverkauft. Der riesige Ausbruch soll Erwartungen von Experten zufolge noch bis März oder April andauern.

Gemeinsame europäische Antwort

Neben Deutschland kündigten am Donnerstag Belgien, Schweden, Österreich und Griechenland Testpflichten an. Andere Länder wie Italien, Frankreich oder Spanien hatten die Einreiseregeln in den vergangenen Tagen bereits auf eigene Faust verschärft. Lauterbach betonte: »Europa hat eine gemeinsame Antwort auf die Pandemie-Lage in China gefunden. Genau dafür haben wir uns als Bundesregierung eingesetzt.« Neben einer Testpflicht kündigte der Gesundheitsminister Stichproben bei der Einreise an, um Virusvarianten zu erkennen. Darüber hinaus werde es ergänzende Abwasserkontrollen für China-Reisen geben.

Wann die neuen Regeln in Deutschland gelten sollen, blieb zunächst offen. »Man kann nicht sagen, wann der erste Flug davon betroffen sein wird. Wir setzen das jetzt so schnell um wie möglich«, sagte Lauterbach. In jedem Fall werde man rechtzeitig sein, um Reisende nach dem chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar zu erreichen.

Die Luftverkehrsindustrie will auf genauere Anweisungen warten. Dabei hält der Branchenverband BDL die Testpflicht vor Abflug aus China eigentlich nicht für erforderlich. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation WHO als auch die EU-Agentur ECDC hätten festgestellt, dass derartige Reisebeschränkungen die Verbreitung des Coronavirus nicht effektiv verhindern, hieß es.

Der Flughafenverband ADV begrüßte, dass die Passagiere bereits vor Abflug in China getestet werden sollen und nicht erst bei der Ankunft an einem europäischen Flughafen. Geplante Stichproben bei der Einreise müssten von staatlichen Stellen organisiert werden.

Keine besondere Herausforderung fürs Immunsystem?

Umstritten ist, ob die hohen Fallzahlen in China die epidemiologische Situation in der EU überhaupt beeinflussen können. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatte zuletzt Entwarnung gegeben: Die in China zirkulierenden Varianten gebe es auch hier, deshalb stellten sie keine besondere Herausforderung für das Immunsystem der Bürger dar. Außerdem hätten EU-Bürger im Schnitt eine vergleichsweise gute Immunität durch Ansteckungen und Impfungen. Dass sich die EU-Staaten trotzdem auf die Tests verständigten, liegt auch daran, dass die Datenlage aus China als unzureichend gilt.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft betonte, eine Testpflicht sei nur sinnvoll, wenn sie europaweit gelte. Die Infektionszahlen aus China seien erschreckend und würden die Gefahr von Mutationen in sich bergen, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß der »Rheinischen Post«. »Wir haben in den vergangenen drei Jahren aber auch gesehen, dass Testpflichten die weltweite Verbreitung von Mutationen meist nur verzögen konnten.« Als »Mittel des Monitorings« sei die Testpflicht dennoch geeignet.

Dafür sollen auch Abwasseruntersuchungen eingesetzt werden. Die entsprechende Infrastruktur sei am Frankfurter Flughafen vorhanden, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. In Frankfurt landen derzeit in der Woche ein knappes Dutzend Maschinen aus China. Spezialfahrzeuge versorgen die Flugzeuge mit Wasser und entsorgen die Abwässer. Virologen halten es derzeit für nicht besonders wahrscheinlich, dass sich in China eine Variante entwickelt, die einem an das Virus angepassten Immunsystem entkommt.

© dpa-infocom, dpa:230105-99-107929/7