Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski drängt den Westen zu einer Flugverbotszone über der Ukraine. Wie dies genau umgesetzt werde, müssten Militärexperten entscheiden, sagte der einstige russische Oligarch, der heute im Westen in Exil lebt, am Mittwoch in Berlin.
»Aber ohne Flugverbotszone geht nichts.« Die Befürchtung der Nato, damit in einen Krieg mit Russland hineingezogen zu werden, bezeichnete er als Unsinn.
Verhandlungen westlicher Staatschefs mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin führten nicht weiter, sagte Chodorkowski, der sich vor Jahrzehnten mit Putin überwarf und jahrelang wegen Steuerhinterziehung in Russland in Haft war. Putin sei ein »Mafioso«, sagte Chodorkowski nach den Worten einer Übersetzerin. Auch die Verhandlungen der Ukraine mit Russland brächten derzeit nichts. Entscheidend sei nur die Entwicklung auf dem Schlachtfeld. »Gespräche helfen hier nicht.«
Der Westen müsse verstehen, dass Putin nicht bei der Ukraine halt mache, wenn er dort nicht gestoppt werde, meinte Chodorkowski. Der nächste Schritt werde ein Zusammenstoß mit einem Nato-Staat sein. »Mit Reden kann man das nicht aufhalten«, sagte Chodorkowski. »Putin muss verstehen, dass nicht nur er jemandem die Nase brechen kann, sondern auch ihm die Nase gebrochen werden kann. Erst wenn seine Nase gebrochen sein wird, wird man mit ihm reden können.«
Dass den deutschen Nationalsozialisten 1938 nicht Einhalt geboten worden sei, sei Europa teuer zu stehen gekommen. »Und jetzt wiederholt sich dieser Fehler eins zu eins nach einer Blaupause.« Der 58-Jährige war früher Chef des russischen staatlichen Ölkonzerns Yukos. Nach seinem Bruch mit Putin saß er von 2003 bis 2013 in Haft. Dann wurde er begnadigt und durfte Russland verlassen.
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