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Cannabis-Arzneimittel vor allem gegen Schmerzen im Einsatz

Cannabis ist nicht nur ein Rauschgift. Seit fünf Jahren gibt es in Einzelfällen Cannabis-Arzneimittel auf Rezept. Nun gibt es eine Art Fazit.

Cannabis-Produktion in Deutschland
Cannabis blüht in der Produktion des Pharmaunternehmens Aurora im Chemiepark Leuna. Foto: Hendrik Schmidt
Cannabis blüht in der Produktion des Pharmaunternehmens Aurora im Chemiepark Leuna.
Foto: Hendrik Schmidt

Cannabis als Arzneimittel wird einer Erhebung zufolge bislang in drei Viertel der Fälle gegen chronische Schmerzen eingesetzt.

Weitere häufig behandelte Symptome seien Spastik und Anorexie beziehungsweise eine bestimmte Art von Gewichtsverlust (Wasting), teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte am Mittwoch in Bonn mit. Bezogen auf alle Cannabis-Arzneimittel seien die behandelten Personen im Durchschnitt 57 Jahre alt und in der Mehrzahl weiblich.

Der Einsatz von Cannabis-Arzneimitteln wurde 2017 gesetzlich bei schwerwiegenden Erkrankungen geregelt. Bedingung für die Anwendung auf Kassenkosten ist laut Gesundheitsministerium, dass diese Mittel nach ärztlicher Einschätzung den Krankheitsverlauf spürbar positiv beeinflussen.

Die vorgestellten Ergebnisse sind Teil eines Abschlussberichts zu einer Begleiterhebung, die der Gesetzgeber beauftragt hatte. In die Auswertung seien seit 2017 anonymisierte Daten zu rund 21.000 Behandlungen eingeflossen, schreibt das Bundesinstitut. Zwar waren Ärzte zur Übermittlung der anonymisierten Daten verpflichtet, jedoch sei dies wegen der weitgehenden Anonymisierung faktisch freiwillig erfolgt.

Institut: Gefahr von Missbrauch und Abhängigkeit beachten

Das Bundesinstitut wies besonders auf ein Ergebnis bei der Behandlung mit Cannabisblüten hin: Das Durchschnittsalter der Behandelten war hier mit 45,5 Jahren vergleichsweise jung, mehr als zwei Drittel waren männlich. Bezogen auf den Gehalt der psychoaktiven Substanz THC wurden sie mit einer vielfach höheren Dosis therapiert und berichteten dreimal häufiger von einer euphorisierenden Wirkung. »Die Gefahr von Missbrauch und Abhängigkeit bei der Therapieplanung mit Cannabisblüten« sollte von Ärzten beachtet werden, erklärte das Bundesinstitut dazu.

Chronische Schmerzen sind laut der Studie der Hauptgrund für den Einsatz eines Cannabis-Arzneimittels. Viele der behandelten Symptome stünden in Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung. »Neben Schmerzen sind dies insbesondere Übelkeit und Erbrechen sowie starker Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit«, heißt es in dem Abschlussbericht.

Nebenwirkungen scheinen meist nicht schwerwiegend

Nebenwirkungen seien bei der Therapie vergleichsweise häufig, erklärte das Bundesinstitut nach Analyse der Daten. Jedoch schienen die Nebenwirkungen meist nicht schwerwiegend zu sein, da die Abbruchrate aus diesem Grund vergleichsweise gering gewesen sei. Hauptgrund für einen Abbruch sei eine ausbleibende oder nicht ausreichende Wirkung gewesen.

Das Bundesinstitut erklärte, die Erhebung der Behandlungsdaten aus der ärztlichen Praxis sei wertvoll, um vor allem Hinweise zu Anwendungsgebieten von Cannabis-Arzneimitteln und zu Nebenwirkungen einer Therapie zu erhalten.

»Zum Beleg der Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis-Arzneimitteln ist die Durchführung klinischer Studien nach internationalen Standards erforderlich«, betonte die für die Zulassung von Arzneimitteln zuständige Behörde. Die Begleiterhebung erfülle die Anforderungen an eine solche klinische Studie in keiner Weise und sei auch zu keinem Zeitpunkt als solche bezeichnet worden. Positiv sei, dass klinische Studien mit Cannabis-Arzneimitteln in der Zwischenzeit auch in Deutschland begonnen wurden.

Die Ergebnisse sollen dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als eine Grundlage dienen, um unter anderem über mögliche Kassenleistungen zu entscheiden.

© dpa-infocom, dpa:220706-99-929647/3