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Bundesregierung für »kurzen einheitlichen Lockdown«

Nach viel Kritik bekommt CDU-Chef Laschet nun Beifall für seine »Brücken-Lockdown«-Idee - aus Bayern und indirekt auch aus Berlin. Eine frühere Bund-Länder-Runde ist aber offenbar vom Tisch.

Bundeskanzlerin Angela Merkel
Foto: Markus Schreiber/AP POOL/dpa Foto: Markus Schreiber
Foto: Markus Schreiber/AP POOL/dpa
Foto: Markus Schreiber

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung ist für ein erneutes deutliches Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland und unterstützt indirekt die Idee eines »Brücken-Lockdowns« von CDU-Chef Armin Laschet.

Auf die Frage, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Laschets Vorschlag bewerte, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin, es gebe im Moment bei den Corona-Neuinfektionen keine gute Datenbasis, die Zahl der belegten Intensivbetten spreche aber eine sehr deutliche Sprache. »Deswegen ist auch jede Forderung nach einem kurzen einheitlichen Lockdown richtig. Auch ein gemeinsames bundeseinheitliches Vorgehen wäre hier wichtig.«

Demmer fügte hinzu: »Die Vielfalt der beschlossenen Regeln trägt im Moment nicht zur Sicherheit und zur Akzeptanz bei.« Für vorgezogene Beratungen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin, wie von Laschet ebenfalls vorgeschlagen, gibt es nach ihren Worten im Moment aber »erkennbar keine Mehrheit«.

Die nächsten Beratungen der Kanzlerin mit den Länderchefs sind für Montag geplant.

Zuvor hatte Laschet für seinen Vorstoß - nach viel Kritik - bereits Rückendeckung aus Bayern bekommen. Allerdings ordnete Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Laschets Äußerung zugleich als Anschluss an eigene Positionen ein. Beide gelten als Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien.

Es sei wichtig, durch ein sehr konsequentes Management bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie aus der Endlosschleife herauszukommen, sagte CSU-Chef Söder in der ZDF-Sendung »Markus Lanz«. »Ich habe diese These eigentlich, wenn ich das so sagen darf, immer vertreten, die Kanzlerin auch. Und jeder, der mitmacht - finde ich super, weil es verstärkt die Basis jener, die für Umsicht und Vorsicht eintreten.«

Laschet hatte am Ostermontag vorgeschlagen, im Kampf gegen die dritte Corona-Welle einen »Brücken-Lockdown« zu beschließen. Damit solle die Zeit überbrückt werden, bis viele Menschen geimpft seien. Nötig sei es, in einer nochmaligen »Kraftanstrengung« die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner zu drücken. »Da geht es um zwei, drei Wochen«, hatte er gesagt.

Söders Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte Laschets Vorstoß zunächst noch als unausgegoren bewertet. Die Richtung befand er zwar für richtig, nötig seien aber »konkrete Konzepte, die mit wissenschaftlichen Daten untermauert sind«.

Ähnlich argumentierte Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt. »Weitreichende Lockdown-Maßnahmen wie Ausgangssperren oder erneute Schulschließungen sollten nicht im statistischen Blindflug veranlasst werden«, sagte er der »Rheinischen Post«. Verlässliche Daten fehlten aber wegen der Meldeverzögerungen über Ostern. Das Kippen der vergangenen Bund-Länder-Beschlüsse habe bereits Akzeptanz in der Bevölkerung gekostet. »Daraus sollten alle Beteiligten lernen.«

Auch unter den CDU-Ministerpräsidenten hatten nur einige ihren Parteichef unterstützt, andere hatten sich eher vage oder gar nicht geäußert. Gegenwind bekam Laschet von SPD-Kollegen.

© dpa-infocom, dpa:210406-99-107167/5