BRÜSSEL. Deutsche Soldaten könnten während der zweiten Welle der Corona-Pandemie zu Kriseneinsätzen in andere Nato- und Partnerländer geschickt werden. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der dpa auf Anfrage bestätigte, hat die Bundesregierung der Nato Unterstützung für deren Notfallplan »Allied Hand« zugesagt. Demnach würden bei Bedarf medizinisches Personal, Pioniere und Experten aus der Truppe für die Abwehr von atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren für Auslandseinsätze bereitgestellt.
Insgesamt soll die Entsendung von rund 160 Spezialisten möglich sein. Hinzukommen könnten Soldatinnen und Soldaten, die den jeweiligen Einsatz von Deutschland aus unterstützen, heißt es aus dem Ministerium von Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Aktiviert werden soll der Notfallplan zum Beispiel dann, wenn in Bündnisstaaten oder Nato-Partnerländern wie der Ukraine, Georgien oder Schweden wegen sehr hoher Infektionszahlen ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems droht und der betroffene Staat um Unterstützung bittet. Notwendig wäre zudem ein Beschluss der 30 Nato-Staaten im Nordatlantikrat.
Neben Deutschland haben nach Angaben aus Bündniskreisen bislang noch vier andere Alliierte Truppen fest zugesagt, darunter Großbritannien und Frankreich. In der Bündniszentrale hofft man, dass in den kommenden Wochen weitere Staaten nachziehen. Eingesetzt werden könnten die Nato-Streitkräfte auch beim Krankentransport oder für den Aufbau von Feldlazaretten.
Der Operationsplan »Allied Hand« ist ein Teil der Nato-Vorbereitungen für eine weitere Zuspitzung der Pandemie. Sie umfassen auch den Aufbau eines Treuhandfonds und den Aufbau von Lagern mit medizinischer Ausrüstung. So konnte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bereits vor knapp zwei Wochen ankündigen, dass dem kleinen und vergleichsweise finanzschwachen Bündnisstaat Nordmazedonien unter anderem 60 Beatmungsgeräte zur Verfügung gestellt werden, weitere 60 wurden nach Albanien geliefert. »Das ist gelebte Nato-Solidarität«, kommentierte Stoltenberg.
Die Bundeswehr hatte Partner bereits während der ersten Welle der Pandemie bilateral unterstützt. So half die Bundeswehr überlasteten Kliniken in Großbritannien mit mobilen Beatmungsgeräten aus. Im Inland unterstützen Soldaten derzeit Ämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Zudem gab es zuletzt zum Beispiel Einsätze im Zusammenhang mit Corona-Tests bei Reiserückkehrern oder dem Transport von medizinischem Material. (dpa)