HEIDENHEIM. Der voraussichtliche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir aus Bad Urach hat die Querelen bei der Auswahl der grünen Ministerinnen und Minister gerügt. Der Streit um die Posten habe stark an die Flügelkämpfe aus früheren Zeiten erinnert, sagte Özdemir in einem Online-Beitrag zum Parteitag der baden-württembergischen Grünen in Heidenheim.
»Das darf sich nicht wiederholen«, mahnt Özdemir an. Die Grünen stünden künftig im Bund in Regierungsverantwortung und müssten dann ihre möglichen Probleme und Konflikte intern klären und nach außen hin geschlossen auftreten. Gegen die Kür des Realpolitikers Özdemir zum Minister hatte vor allem der linke Flügel Front gemacht. Für Özdemir musste am Ende der Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter weichen.
Özdemir hatte in Stuttgart bei der Bundestagswahl die meisten Stimmen aller erfolgreichen Grünen-Direktkandidaten geholt. Der 55-Jährige wäre der erste Bundesminister mit türkischen Wurzeln. Der Grüne, der sich bisher eher als Außen- und Verkehrspolitiker profiliert hat, räumte beim Parteitag ein: »Ich habe jetzt eine Aufgabe, mit der ich nicht schon immer gerechnet habe.« Er sei seit mehr als 30 Jahren Vegetarier. Als Agrarminister werde er versuchen, das Arten- und das Höfesterben zu stoppen.
Er wolle auch »eine starke Stimme« für alle Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Bauern sein. Klar sei, dass die Landwirte nicht gegen Klima- und Tierschutz seien. Sie müssten aber Geld verdienen. »Sie wollen zurecht mit den Kosten nicht allein gelassen werden.« Özdemir kündigte auch an: »Ich will der oberste Tierschützer des Landes sein.« (dpa)
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