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Weniger Seehunde im Wattenmeer gezählt

Sie gelten als wichtiger Indikator dafür, wie gut es um das Wattenmeer bestellt ist. Doch Forscher zählen immer weniger Seehunde. Handelt es sich dabei noch um eine natürliche Schwankung der Bestände?

Weniger Seehunde gezählt
Der frisch ausgewilderte Seehund Paul liegt am Ufer. Foto: Jonas Walzberg
Der frisch ausgewilderte Seehund Paul liegt am Ufer.
Foto: Jonas Walzberg

Der Bestand der Seehunde im Wattenmeer hat sich nach Zählungen von Experten um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verringert. Insgesamt wurden im August 23.652 Seehunde im gesamten Gebiet gesichtet – die niedrigste Zahl seit 2011, wie das Wattenmeersekretariat am Dienstag mitteilte. Die Erhebungen dieser im Wattenmeer bekanntesten Robbenart werden im Juni und der Zeit des Fellwechsels im August durchgeführt, wenn die Seehunde bei Ebbe häufiger auf den Sandbänken zu beobachten sind.

»Bei rund zehn Prozent könnten es natürliche Schwankungen sein«, sagte eine Sprecherin des Sekretariats. Möglicherweise habe der heiße Sommer dazu geführt, dass weniger Tiere auf den Sandbänken lagen. »Wir sind nicht alarmiert«, betonte sie. Man würde allerdings sehr genau beobachten, wie sich die Population verändere. Eventuell sei eine Grenze des Wachstums erreicht. Auch zunehmender Schiffsverkehr könne ein Kriterium sein.

Im ganzen Wattenmeer rückläufige Population

Die Zählergebnisse vom Juni hatten einen Rückgang des Nachwuchses um 22 Prozent gezeigt, dabei wurden 8514 Jungtiere im Wattenmeer gezählt. Im Jahr zuvor waren es noch 10.903. In allen Teilen des Wattenmeers wurden rückläufige Zahlen beobachtet: In Dänemark sank die Zahl der Jungtiere um 18 Prozent, in Schleswig-Holstein um 25 Prozent, in Niedersachsen und Hamburg um 17 Prozent.

Zum jährlichen Fellwechsel im August ging die Zahl der gezählten Seehunde ebenfalls in nahezu allen Gebieten zurück. Einzig in Dänemark wurde ein Anstieg verzeichnet. In Schleswig-Holstein wurden 8384 Seehunde gezählt (-5 Prozent) und auf Helgoland 98 Seehunde (-16). In Niedersachsen und Hamburg sank die Zahl deutlich auf 4822 (-42). In dieser Region könnten geänderte Erhebungsmethoden in einem Teil des Gebiets, dazu geführt haben, dass weniger Tiere gezählt wurden, hieß es in der Mitteilung. Diese Änderung könne den Rückgang der Zahlen jedoch nur teilweise erklären.

Möglicherweise nähere sich der Bestand der Kapazitätsgrenze des Wattenmeeres an und werde durch begrenzte Ressourcen, wie zum Beispiel Nahrung, eingeschränkt.

Seehunde gelten als ein wichtiger Bioindikator für den Lebensraum Wattenmeer. Anzahl und Gesundheitszustand lassen auch Rückschlüsse auf die Wasserqualität und den Fischbestand zu.

© dpa-infocom, dpa:221101-99-342495/2