Die Rasse eines Hundes sagt nur wenig über das Temperament des Vierbeiners aus. Zwar sind einer aktuellen Studie zufolge viele Verhaltensweisen erblich, also etwa ob ein Hund eher verspielt, gelehrig oder wachsam ist.
Allerdings sind die Unterschiede zwischen einzelnen Hunden zumeist größer als die zwischen einzelnen Rassen, berichtet ein Team um die Erstautorin Kathleen Morrill von der University of Massachusetts Chan Medical School (Worcester/USA) im Fachmagazin »Science«.
Menschen züchten seit 2000 Jahren Hunde
Die modernen Hunderassen seien weniger als 160 Jahre alt - ein Wimpernschlag in der Evolutionsgeschichte im Vergleich zum Ursprung der Hunde vor mehr als 10.000 Jahren, schreiben die Wissenschaftler. Menschen züchteten Hunde seit etwa 2000 Jahren, und zwar die meiste Zeit mit Blick auf die Aufgaben, die sie übernehmen sollten, etwa als Hütehunde, Jagdhunde oder Wachhunde. Erst später seien Hunde nach einem körperlichen Ideal und mit der Vorstellung möglichst reiner Linien gezüchtet worden. Den dabei entstandenen Rassen werden bis heute Verhaltensweisen zugeschrieben, die auch auf ihre ehemaligen Einsatzgebiete zurückgeführt werden.
Ob das so stimmt, prüften die Forscher nun an einer großangelegten Studie. Sie sammelten Angaben von 18.385 Hundebesitzern zum Wesen und Verhalten ihrer reinrassigen und gemischtrassigen Gefährten. Zudem analysierten sie die genetischen Daten von insgesamt 2155 Hunden und verknüpften sie mit den berichteten Verhaltensweisen der Hunde.
18.385 Hundebesitzer liefern Daten
Die Auswertung der Befragungsdaten zeigte unter anderem, dass Verhaltensunterschiede zwischen modernen Rassen grundsätzlich nur gering ausgeprägt sind. Die Forscher fanden keine Verhaltensweise, die ausschließlich in einer Rasse zu finden ist. So gelten Labradore zwar als Rasse, die kaum heult, einige Halter berichteten aber dennoch, dass ihre Tiere das manchmal oder häufig tun. Von Greyhounds sagt man, dass sie ihre Spielzeuge nicht verbuddeln, aber auch dieses Verhalten wurde von einigen Haltern berichtet. Zudem änderte sich das Verhalten mit dem Alter: Welpen vieler Rassen waren etwa so verspielt wie die als besonders Spielzeug-versessen geltenden Schäferhunde.
Die Analyse der Gendaten ergab, dass einzelne Rassen nur sehr wenige genetische Besonderheiten aufwiesen. Die Rasse habe nur einen geringen Wert bei der Vorhersage des Verhaltens eines Hundes, schreiben die Forscher. Die meisten Verhaltensweisen seien zwar erblich, allerdings seien sie durch mehrere Gene sowie durch die Umwelt beeinflusst. Die Rasse allein erkläre nur etwa neun Prozent der Unterschiede im Verhalten einzelner Hunde. Bei einigen Verhaltensweisen, wie etwa der Tendenz zu Heulen oder der Lust am Apportieren fielen die Werte höher aus. Huskys, Beagles oder Bluthunde heulten demnach besonders gerne, Border Collies zeigten sich besonders fügsam.
Rasse und Aussehen sagen wenig über den Hund aus
Bei der Wahl eines passenden Hundes helfe der Blick auf die Rasse insgesamt aber nur sehr bedingt weiter, erläutert Marjie Alonso von The International Association of Animal Behavior Consultants (Cranberry Township, USA). »Die Rasse wird nicht darüber entscheiden, ob wir mit einem Hund glücklich werden oder der Hund mit uns. Das Aussehen sagt einfach wenig darüber aus, wie sich der Hund verhalten wird.«
Hinweise darauf, dass bestimmte Verhaltensweisen eine Folge der Züchtung der Rassen sind, fanden die Wissenschaftler nicht. Die meisten Verhaltensweisen, die als Merkmale bestimmter moderner Hunderassen angesehen werden, seien höchstwahrscheinlich Tausende Jahre früher entstanden, sagte Seniorautorin Elinor Karlsson in einer Pressemitteilung.
Abstract der Studie nach Ablauf der Sperrfrist
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