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Rohstoffimporte treiben Waldzerstörung voran

»Unser Hunger nach Rohstoffen zerstört anderswo Wälder«, heißt es in einer Studie. Und Deutschland spielt dabei keine gute Rolle.

Suriname
Eine Goldmine bei Antonino im Südosten Surinames. Foto: Denise Müller
Eine Goldmine bei Antonino im Südosten Surinames.
Foto: Denise Müller

Durch den Import von Rohstoffen ist Deutschland neben Großbritannien innerhalb der Europäischen Union der größte Treiber von bergbaubedingter Waldzerstörung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Umweltstiftung WWF und der Wirtschaftsuniversität Wien. Das Team um Tobias Kind-Rieper vom WWF hat untersucht, wie viel Wald weltweit von 2000 bis 2020 durch den Abbau von Kohle, Metallerzen und Industriemineralien zerstört wurde.

Durch entsprechende Rohstoffimporte waren Deutschland und Großbritannien auf EU-Ebene demnach mit einem Anteil von jeweils rund 19 Prozent die größten Treiber von bergbaubedingter Waldzerstörung. Das entspricht für Deutschland einer Fläche von 265 Quadratkilometer Wald. In Deutschland würden die importierten Rohstoffe unter anderem in der Automobilindustrie (17 Prozent) oder dem Maschinen- und Anlagenbau (11 Prozent) verwendet.

»Unser Hunger nach Rohstoffen zerstört anderswo Wälder, vergiftet das Grundwasser und raubt Menschen und Tieren ihre Lebensgrundlage«, sagt Kind-Rieper. Oft werde Regenwald zerstört.

Mehr als 80 Prozent der direkten bergbaubedingten Abholzung fand im Studienzeitraum allein in zehn Ländern statt. Am meisten Wald sei in Indonesien (rund 3500 Quadratkilometer), Brasilien (rund 1700 Quadratkilometer) und Russland (rund 1300 Quadratkilometer) abgeholzt worden.

Vor allem Kohle und Gold

Die Verursacher seien China (18 Prozent), die EU (14 Prozent) und die USA (12 Prozent). Ein Großteil (71 Prozent) der zerstörten Waldfläche sei auf den Abbau von Kohle und Gold zurückzuführen. Für die Berechnungen hat das Forscherteam internationale Handelsströme untersucht und Satellitenbilder ausgewertet.

Für die Studie wurde nicht nur die direkte, sondern in manchen Fällen auch die indirekte Waldzerstörung in einem Umkreis von 50 Kilometern berechnet. Dazu zählen etwa Transportwege rund um den Bergbau. Den Berechnungen zufolge ist von 2000 bis 2020 im Umfeld von Rohstoffminen weltweit insgesamt eine Fläche von rund 755.900 Quadratkilometer Wald abgeholtzt worden. Das entspricht einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland.

Die Daten zur indirekten Entwaldung seien aber mit Vorsicht zu behandeln, heißt es in der Studie. Es könne nicht immer eindeutig geklärt werden, ob das Fällen von Bäumen im Umkreis der Miene direkt auf den Betrieb zurückzuführen sei.

Wie können die Umweltschäden verringert werden? Geoökologin Gudrun Franken von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zufolge ist ein umweltverträglicher Bergbau durchaus möglich. »Wenn hohe Umweltstandards vorgegeben werden und diese auch entsprechend überwacht werden«, sagt Franken. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei in Bergbauländern weltweit verpflichtend.

Gute Praxis einzufordern, benötige aber auch viel Wissen auf Seiten der Behörden und die Durchsetzung von entsprechenden Auflagen. Um die Umweltschäden so gering wie möglich zu halten, ist es Franken zufolge auch wichtig, dass Flächen renaturiert und Lebensräume wieder hergestellt würden.

© dpa-infocom, dpa:230416-99-331674/4