Als Reaktion auf den ersten entdeckten Wildpolio-Fall in Afrika seit mehreren Jahren ist in Malawi eine großangelegte Impf-Kampagne für 2,9 Millionen Kinder geplant.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef kündigte am Donnerstag die Beschaffung von 6,9 Millionen Impfdosen an und will zudem für Transport und Lagerung die bestehende logistische Infrastruktur in dem Binnenstaat aufwerten. So ist allein die Anschaffung von 223 neuen Kühlschränken für die Impfstoffe geplant. »Das Wiederauftauchen von Wildpolio in Malawi - mehrere Jahrzehnte, nachdem es zuletzt entdeckt wurde - ist Anlass für große Sorge«, sagte der zuständige Unicef-Landesvertreter Rudolf Schwenk.
Erster Ausbruch seit 2016
Die Impfkampagne, bei der Kindern unter fünf Jahren je vier Dosen verabreicht werden, gilt als herausfordernd, da Malawi parallel dazu auch noch mit den Folgen der Corona-Pandemie kämpft. Entdeckt worden waren die Wildpolio-Viren vom Typ 1 vergangenen Monat bei einem Kind in der Hauptstadt Lilongwe. Es handelte sich dabei um den ersten Wildpolio-Ausbruch auf dem Kontinent seit 2016. Laboruntersuchungen hätten ergeben, dass das Virus offenbar aus der pakistanischen Sindh-Provinz eingeschleppt wurde - es gleicht dem dortigen Typ.
Malawi hatte 1992 seinen letzten Polio-Fall verkündet und galt seit dem Jahr 2005 als komplett Polio-frei. Der Kontinent hatte das offizielle WHO-Statut als poliofreier Kontinent im August 2020 erhalten, nachdem mindestens vier Jahre lang kein derartiger Fall mehr auf dem Kontinent festgestellt wurde.
Polio - oder auch Kinderlähmung - ist eine ansteckende Infektionskrankheit und kann Lähmungen auslösen und zum Tod führen. Vor allem bei Kleinkindern kann es dauerhafte Lähmungen hervorrufen. Verbreitet wird das hoch ansteckende Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung für Polio gibt es bisher nicht. Bis auf Afghanistan und Pakistan haben alle Länder der Welt bisher die Wildpolio-Viren besiegt.
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