HAMBURG. Auf dem Balkan gibt es bereits größere Populationen, hierzulande wurden bisher nur einige der sehr scheuen Tiere bemerkt.
»Es ist davon auszugehen, dass es mehr werden«, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. 2012 tappte eines im Bayerischen Wald in eine Fotofalle, ein anderes wurde 2017 auf der A9 in Oberbayern überfahren. In Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Niedersachsen wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls Goldschakale nachgewiesen.
»Es ist offensichtlich, dass sich da was tut«, erklärt auch Jennifer Hatlauf vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Der Goldschakal sei ein Generalist, der in beinahe jedem Lebensraum gut zurechtkomme. Nur in Wolfsgebieten wird er selten heimisch - sein großer Bruder stellt eine tödliche Gefahr dar.
Der Goldschakal ist die einzige in Europa vorkommende Schakalart. Die Tiere fressen so ziemlich alles - von Kleinsäugern, Amphibien und Fischen bis hin zu Insekten, Aas und pflanzlicher Nahrung wie Äpfeln und Früchten. In Schleswig-Holstein wurden 2017 drei Schafe von einem Goldschakal angegriffen und leicht verletzt. Seither gab es keine weiteren Nachweise in dem Bundesland, wie ein Sprecher des Umweltministeriums in Kiel sagt.
Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) zufolge leben mittlerweile bis zu 117.000 Goldschakale in Europa. Zum Vergleich: Der Wolfsbestand wird auf 17.000 Tiere geschätzt. Schlüsse darüber, was ein Heimischwerden der Goldschakale in Deutschland für die hiesige Tierwelt und mögliche Konflikte mit Nutztierhaltern bedeuten könnte, lassen sich nach Ansicht von Experten noch nicht ziehen. (dpa)